Ausländische Ärzte
in Brandenburg
Potsdam - Angesichts der steigenden Zahl ausländischer Mediziner in Brandenburg hat die Landesärztekammer ihre Forderung nach bundesweit einheitlichen Sprachtests erneuert. „Die deutsche Ärzteschaft fordert schon seit Langem eine Vereinheitlichung dieser Tests“, betont Kammersprecher Mark Berger. In Brandenburg werden Sprachkenntnisse auf dem Niveau B 2
gefordert. „Das reicht bei vielen nicht aus. Wenn ich als Lehrer in einer Berliner Grundschule arbeite, muss ich das höhere C 2-Diplom
nachweisen“, sagt Professor Rüdiger Heicappell, Ärztlicher Leiter des Asklepios Klinikums Uckermark in Schwedt
, wo 55 der 128 Ärzte ausländische Wurzeln haben.
„Wenn zwischen Arzt und Patient eine Sprachbarriere besteht, kann ein Aufklärungsgespräch nur eingeschränkt zustande kommen“, kritisiert Andrea Fabris von der Patientenberatung in Potsdam. Laut Gesundheitsministerium arbeiteten im vergangenen Jahr 662 ausländische Ärzte an Brandenburger Kliniken.
Weißer Kittel, orangenes Kopftuch, das Stethoskop am Hals baumelnd - so steht Mouna Yassin Kassab am Bett von Patientin Marietta Supranowicz. Die Oberärztin aus Syrien, die Patientin aus Polen - das Krankenhaus im uckermärkischen Schwedt.
Als Heicampell die Bewerbungsunterlagen der Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe auf dem Tisch hatte, kamen ihm anfangs Bedenken:
Eine syrische Ärztin mit Kopftuch im Krankenhaus? Inzwischen weiß er: Es funktioniert. Zumal Mouna Yassin Kassab nur eine von vielen ausländischen Fachkräften in der Klinik ist. Die meisten kommen gleich von nebenan, aus Polen. Wer bei der Klinikleitung vorstellig wird, muss wie die Ärztin aus Syrien zwei Dokumente vorlegen: die Approbation und die in Brandenburg geforderten Sprachkenntnisse auf dem Niveau B2.
Andere Bundesländer legen die Messlatte höher als Brandenburg, was in der Ärzteschaft bundesweit für Diskussionen sorgt. In Rheinland-Pfalz müssen sich ausländische Ärzte trotz ihres B2-Diploms einer Sprachprüfung unterziehen - 40 Prozent sind dabei durchgefallen.
In Schwedt ist Heicampell sogar mit gefälschten Sprachzertifikaten konfrontiert worden. Der Schwindel flog schnell auf, als er versuchte, mit dem Bewerber ins Gespräch zu kommen. Hannelore Guschel, Geschäftsführerin des Krankenhauses in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree), hat ähnliche Erfahrungen gemacht. "Oft merke ich im Vorstellungsgespräch, dass der Arzt den Text auswendig gelernt hat. Wenn ich dann mit ihm eine Unterhaltung beginne, geht gar nichts mehr", erzählt sie. "Ich bin für eine strengere Prüfung." Immerhin tragen in ihrer Klinik 15 Nationalitäten weiße Kittel. Ein Drittel der 80 Ärzte kommt aus dem Ausland.
Nicht immer zur Freude der Patienten. "Es gibt Patienten, die kommen schon mit einem Vorbehalt zu uns", sagt
Guschel. "Der Patient hat ein Recht darauf, mit Ärzten zu kommunizieren, die ihn verstehen und die auch er versteht", betont Jens-Uwe Schreck, Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg. Er weiß nur zu gut, wie die Krankenhäuser im Land um jede Fachkraft kämpfen. Vor fünf Jahren waren in Brandenburg knapp 500 ausländische Mediziner gemeldet - inzwischen sind es fast 800.
Andrea Fabris von der unabhängigen Patientenberatung sagt: "Ärzte müssen Aufklärungsgespräche führen und darin komplizierte, medizinische Sachverhalte verständlich erklären können".
Jährlich erhalten etwa 100 neu zugewanderte Ärzte die Berufserlaubnis für eine Tätigkeit im Land Brandenburg, bis Anfang September dieses Jahres bereits 109.
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