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Mittwoch, 27. November 2013

Prolog:

"Unser eigentliches Ziel waren immer die Innenstädte. Die Zerstörung von Industrieanlagen erschien uns stets als eine Art Sonderprämie" (Arthur Bomber-Harris ). Eine der großen Geschichtslügen, die Deutschen hätten mit dem Luftterror begonnen, ist historisch schon lange widerlegt. Bereits 1939 erfolgten sieben Luftangriffe der RAF auf Nordwestdeutschland. Am 10./11. Mai 1940 wurde die Innenstadt von Mönchengladbach angegriffen. Entgegen dem Völkerrecht  wurden danach auf Befehl der Kriegsverbrecher Churchill, Roosevelt, Stalin und Konsorten durch den alliierten Bombenterror gezielt die Wohnbezirke aller deutschen Städte mit 50.000 und mehr Einwohnern in Schutt und Asche gelegt; unersetzliche Kulturgüter geplant vernichtet und etwa 1 Million Zivilisten grausam ermordet, darunter über 54.000 Kinder unter 14 Jahren .

"... ich will nicht den Kampf gegen Frauen und Kinder führen. Ich habe meiner Luftwaffe den Auftrag gegeben, sich auf militärische Objekte bei ihren Angriffen zu beschränken" (Adolf Hitler in seiner Rede vor dem Reichstag am 1. September 1939 ). - Entsprechend diesem Befehl richteten sich die deutschen Luftangriffe auf Warschau im September 1939 und Rotterdam 1940  ausschließlich gegen militärische Ziele als Teil eines Feldzugs. Im Fall von Warschau wurde der Zivilbevölkerung 9 Tage Zeit gegeben, die Stadt zu verlassen, falls das polnische Militär die Stadt nicht freiwillig übergäbe. Der Angriff auf Rotterdam im Mai 1940 erfolgte, weil der niederländische Stadtkommandant die Kapitulationsaufforderung ablehnte. Das Bombardement von Coventry vom 14. November 1940 galt den im Stadtzentrum gelegenen Rolls-Royce Flugzeugmotorenwerken und zahlreichen kleineren Rüstungsbetrieben.

Terrorangriffe auf Freiburg

Vom Bombenterror der Alliierten blieb Freiburg zunächst weitgehend verschont bis zum Abend des 27. November 1944. 


Die Vorbereitung der Bombardierung am 27. November 1944 erfolgte durch 59 Mosquito-Bomber, die durch ein System in Frankreich koordiniert wurde.  

Zielpunkt war die Kreuzung Habsburgerstraße/Bernhardstraße. Nach der Markierung des Zielgebietes mit roten Markierungen sollte eine weitere Markierung mit größeren Mengen roter und grüner Markierungen erfolgen. Das Ganze wurde durch einen sog. Master Bomber koordiniert.

 

Mehr als 300 britische Bomber und Kampfflugzeuge warfen ab 19:58 Uhr in 20 Minuten rund 150.000 Spreng- und Brandbomben über der Stadt ab. Die Sirenen heulten erst, als bereits die ersten Bomben fielen. Schon kurz nach Beginn des Bombardements fielen durch den Volltreffer auf das Telegrafenamt wichtige Verbindungen weg. Die Sprengbomben zerstörten mittels Luftdruck alle Fensterscheiben und alle Dachziegel flogen von den Dächern. Die Wasserleitungen waren gerissen und die Bächle waren von Trümmern verstopft. Der Flächenbrand geriet völlig außer Kontrolle, machte die scheinbar ausgeklügelten Evakuierungspläne schlagartig zu Makulatur. Als nach Mitternacht die letzten Leitungen tot waren, musste sich die Feuerwehr komplett auf Melder verlassen, die inmitten von Bränden und Schuttbergen ein Durchkommen versuchten. Viele nicht unmittelbar getroffene Gebäude wurden vom Feuersturm erfasst und nachträglich zerstört. Die zahlreichen Löschteiche sowie die dezentrale Unterbringung von Feuerwehrwagen und Gerätschaften schienen zu gewährleisten, dass im Falle eines Angriffs immer noch genügend Mannschaften einsatzfähig wären. Doch mit der Wucht der Attacke hatte bei der Feuerwehr niemand gerechnet.

Die Menschen versuchten, Menschen und Gebäude zu retten, wo es noch etwas zu retten gab. Auch Wein wurde als Löschwasser eingesetzt, weil es an Löschwasser mangelte. Der Wirt Karl Oberkirch von der "Oberkirchs Weinstuben" stoppte mit Wein den Funkenflug und rettete so wohl mehrere Gebäude. Eimerweise wurden die Weinfässer vom Lokal und vom Weinkeller im Peterhof gelehrt und der Wein als Löschwasser eingesetzt. Für das Bischöfliche Palais reichte es nicht mehr. Es stand noch, brannte aber am Tag danach nieder, wegen Löschwassermangel und Kräftemangel. Tagelang wüteten die Brände. Das Erzbischöfliche Palais fiel erst am 29. November den Flammen zum Opfer, wie so viele andere stolze Bauten. Viele Familien mussten nach dem 27. November 1944 aufs Land flüchten.

Nahezu gänzlich zerstört wurden der Altstadtkern, Stadtteile wie Neuburg,  Herdern, Betzenhausen und Mooswald, sowie der nördliche Teil des Stühlingers.  Kein Haus blieb unbeschädigt. Die Bevölkerung, die noch unterwegs war, hatte kaum Zeit zu reagieren. Knapp 3 000 Menschen ließen das Leben in der Glut der brennenden Altstadt rings um das Münster. Menschen, die Schutz im Freiburger Münster suchten, überlebten. Wie durch ein Wunder überstand das Freiburger Münster, mit dem 117 Meter hohen Turm, den Angriff nahezu unbeschädigt. Nur die Ziegel des Münsters wurden von den Luftminen abgedeckt. Rund um das Münster waren alle Häuser getroffen und zerstört. Günstig für das Münster war die offene Konstruktion, denn die sorgte für einen Ausgleich des großen Luftdrucks, der durch die Bomben erzeugt wurde. 

 

Überlebt hat den Fliegerangriff damals nur, wer gleich nach dem Bombenabwurf aus den Luftschutzkellern flüchtete und unter anderem im Colombipark im Freien die Nacht verbrachte, während über die gesamte Innenstadt der Feuersturm hinweg brauste. Auch die Landesstrafanstalt, in der bis zu 800 Häftlinge inhaftiert waren, wurde teilweise zerstört. Es ist sicher, dass rund 100 Gefangene fliehen konnten, von denen viele aber nicht das Weite suchten, sondern der ausgebombten Zivilbevölkerung im Institutsviertel bei den Bergungsarbeiten halfen. Zahlreiche Opfer starben nicht unmittelbar während des Angriffs, sondern später. Der Sanitätsdienst war in den Stunden nach der Bombardierung völlig überfordert: Die meisten Straßen durch Schutt blockiert, die ständige Gefahr durch fortdauernde Brände und herabstürzende Trümmerteile machten es oft unmöglich, die Opfer zu bergen. Vielfach konnten in den Kellern Verschüttete
nicht rechtzeitig befreit werden und starben erst Stunden später, wenn
sich das Feuer der darüber liegenden Stockwerke bis in den Keller durchgefressen hatte oder die Schuttmassen zusammengebrochener Häuser die Menschen in den Kellern langsam erstickten.

Schon bald nach der Schreckensnacht wurde auf dem Hauptfriedhof eine große Grube ausgehoben, um die Opfer beizusetzen. Sieben Reihen in drei Schichten, immer eine Lage Kalk darüber. Bergen, das hieß auch, mit der Schaufel menschliche Reste vom Kellerboden zu kratzen. Auf Puppengröße zusammengeschmorte Personen in Kartons zu verstauen, zerrissene Körper zu sortieren und alles zu protokollieren, etwa "zwei verweste Unterschenkel mit hellbraunen Damenstrümpfen." Die Liste der unbekannten Toten, welche der Identifizierung harrten, birgt unaussprechliches Grauen. Auch waren die Bergungstrupps in großer Gefahr, durch nachrutschende Mauern und herabstürzende Gebäudeteile sowie durch die immer wieder über der Stadt kreisendenden Jagdbomber. An Räumgerät und Personal fehlte es sowieso. Der Anblick der entstellten Körper war selbst den offiziellen Mannschaften zu viel. Auch bei der hundertsten Leiche war offensichtlich keine Gewöhnung zu verzeichnen. Die Bergungstrupps waren nicht nur mit Chlorkalk zur Desinfektion ausgestattet, sondern auch mit Zigaretten und Alkohol. Ein Arbeiter erinnert sich: "Man brauchte ständig Bier und Schnaps, um das auszuhalten." Viele mussten sich übergeben – und doch weitermachen. Zur Bergung waren auch Polizisten, Spezialkräfte der Wehrmacht und viele Freiwillige eingesetzt. Jedoch auch Feuerwehrleute hatten – neben ihren Einsätzen zur Brandbekämpfung – Leichen zu bergen. 
  

Weitere Terrorangriffe 

 

Der Grossangriff vom 2. auf den 3. Dezember richtete Schäden in der westlichen Wiehre an, z.B. an der Brauerei Ganter, mit der Zerstörung der Werkstätten, des Verwaltungsgebäudes und des Pferdestalls. Am 17. Dezember 1944 erfolgte ein weiterer Grossangriff, mit weiteren Zerstörungen im Stühlinger an der Alten Lutherkirche, wobei die dortige Herz-Jesu-Kirche stark beschädigt wurde. Am 26. Februar 1945 erfolgte ein Jagdbomberangriff.  
 
Bilanz

3 000 Tote, davon allein 2 800 durch den Terrorangriff vom 27. November 1944. Unter den Toten waren der Theologe Johann Baptist Knebel, der Künstler Hermann Gehri und die Astrologin Elsbeth Ebertin. 10 000 Verletzte, 6 500 Wohnungen total zerstört, 3 500 Wohnungen schwer zerstört, von 14 527 Gebäuden blieben nur 2148 unbeschädigt.  1/3 der Familien ohne Wohnung. Die Zerstörungen der Bombardements hinterließen enorme Schuttmassen, gerechnet auf jeden der 108.000 Einwohner ca. 10 m3. Universität und Universitäts-Klinikum schwer getroffen. Das Stadttheater komplett zerstört. 1 664 Frauen, Männer und Kinder fanden ihre letzte Ruhestätte im Massengrab auf dem Hauptfriedhof. Andere wurden in Familiengräbern, anderen Grabfelder oder auch auf Friedhöfen anderer Gemeinden bestattet. Aber mindestens 440 Menschen konnten nicht geborgen werden und blieben unter den Trümmern. Nach der Bombardierung am 27. November 1944 verließen zahlreiche Menschen die Stadt. Am 31. Dezember 1944 wurden noch 63.962 Menschen gezählt. Ende April 1945 wurde der Tiefpunkt mit noch 57.974 Menschen erreicht. Anfang November 1944 betrug die Freiburger Bevölkerung noch 108.000 Einwohner.
 
130 Gebäude mit Denkmalsrang fielen dem Angriff zum Opfer: Das Uniklinikum,  weite Teile der Universität, insbesondere die naturwissenschaftlichen Institute nördlich der Altstadt. Alte Ludwigskirche (13./19. Jh.). Kirche St. Martin(14. Jh.). Kirche St. Konrad. Gerichtslaube (14. Jh.). Basler Hof (1494/96). Kornhaus (1498). Haus Zum Walfisch (1514/16. Altes Rathaus (1557/59). Peterhof (1585/87). Universitätskirche (17. Jh.). St. Michaelskapelle (18. Jh.). Deutschordenskommende (1768/73). Sickingenpalais (1769/73). Karlskaserne (1773/76). Collegium Borromaeum (1823/26). Kultur- und Festhalle am Stadtgarten (erbaut 1854 unter Friedrich Eisenlohr)
. Stadttheater (1905/10). Bertoldsbrunnen(1806 von Franz Xaver Hauser).

Auch zahlreiche öffentliche Einrichtungen waren von der Bombardierung getroffen worden: Von den 28 Schulhäusern waren 17 unbenutzbar. Insgesamt 26 Gebäude der Universität, 23 Kliniken, Alters- und Jugendheime, die Hauptpost und der Hauptbahnhof waren vernichtet. Zerstört wurden nicht nur die Gebäude. Die gesamte Versorgung mit Strom, Wasser und Gas war zusammengebrochen, defekte Leitungen bedrohten die Menschen. Das Straßenbahnnetz und der städtische Fuhrpark waren schwer beschädigt.
 

Chronik: Einsatz der Feuerwehr

27.11., 20.55 Uhr:
"Tal- und Glümerstraße; Großbrand, bitte sofortigen Helfer."

27.11., 23.40 Uhr:
"Tal- und Glümerstraße; Brand dehnt sich weiter aus, sofort Einsatz"

27. 11., 23.45 Uhr:
"Dreikönig/Fuchs/Talstraße, Ausgedehnter Brand, Selbstschutzkräfte reichen nicht aus."

28.11., 0.04 Uhr:
Eschholzstr. 76, "Ganz (sic) Stühlinger brennt, einschließlich der Betriebe."

28.11., 0.30 Uhr:
"Telegraphenamt meldet Volltreffer, 70 Pers. verschüttet, 5 Tote geborgen. Erwartet (sic) dringend Hilfe zur Bergung."

30.11., 3.00 Uhr:
"Brände Universität flackern von neuem auf. Bitte um Ablösung. Feuerwehrmänner erschöpft, da keine Verpflegung vorhanden."

01.12., 12.20 Uhr:

"Friedrichstr. 49; im Keller mit Sauerstoffgeräten umgesehen. Hier sollen drei Kinder liegen."

01.12., 12.30 Uhr:
"Im Hause Zasiusstr. 52 Kellerbrand ausgebrochen. Die Anwohner werden nicht Herr über das Feuer. Sofortige Hilfe, da Nachbarschaft gefährdet, dringend erforderlich."

CD

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