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Freitag, 13. Dezember 2013

Christian Fürchtegott Gellert 

* 4. Juli 1715 in Hainichen
† 13. Dezember 1769 in Leipzig


Deutscher Dichter und Moralphilosoph.

 

Gellert wuchs als fünfter Sohn einer Pastorenfamilie in ärmlichen Verhältnissen in Hainichen in Sachsen auf, besuchte aber ab 1729 die Fürstenschule St. Afra in Meißen . 1734 nahm Gellert an der Universität Leipzig sein Studium der Theologie und Philosophie auf, das er 1739 aber aus Geldmangel für ein Jahr unterbrechen musste. In der Folge hielt er sich mit Privatstunden und der Erziehung junger Adliger über Wasser und machte sich mit französischer und englischer Literatur vertraut. Er schloss sein Studium 1744 mit einer Dissertation über Theorie und Geschichte der Fabel ab. Während der Schul- und Studienzeit lernte er unter anderem Friedrich Gottlieb Klopstock kennen.

Seit 1745 hielt er in Leipzig Vorlesungen über Poesie, Beredsamkeit und Moral, 1751 wurde er zum außerordentlichen Professor für Philosophie ernannt und war seitdem als Hochschullehrer tätig. Während des Siebenjährigen Krieges
verarbeitete er seine Erlebnisse in den Geistlichen Liedern und Oden. Weder Kuren noch Ausflüge nach Berlin, Karlsbad und Dresden konnten seine Stimmung bessern. 1761 schlug er aus Sorge um seine Gesundheit einen ordentlichen Philosophie-Lehrstuhl aus. Seine Vorlesungen über Moral erregten bei den Zeitgenossen großes Aufsehen. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich immer mehr. Er starb im Alter von 54 Jahren.

 

Gellerts Werke, besonders seine Fabeln, zählten zu seiner Zeit zu den meistgelesenen in Deutschland. Durch seine breite Wirkung trug er zur Bildung eines allgemeinen Lesepublikums in Deutschland bei und ebnete so den Weg für die Dichter der folgenden Generationen. Seine geistlichen Lieder und Oden wurden später von Carl Philipp Emanuel Bach , Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven vertont.  
  

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Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre,
Ihr Schall pflanzt seinen Namen fort.
Ihn rühmt der Erdkreis, ihn preisen die Meere,
Vernimm, o Mensch, ihr göttlich Wort.
Wer trägt der Himmel unzählbare Sterne?
Wer führt die Sonn' aus ihrem Zelt?
Sie kommt und leuchtet und lacht uns von ferne,
|: Und läuft den Weg gleich als ein Held. :|

Vernimm's und siehe die Wunder der Werke,
Die Gott so herrlich aufgestellt.
Verkündigt Weisheit und Ordnung and Stärke
Dir nicht den Herrn, den Herrn der Welt?
Er ist dein Schöpfer, ist Weisheit und Güte,
Dein Gott der Ordnung und dein Heil;
Er ist's, ihn liebe von ganzem Gemüte
|: Und nimm an seiner Gnade teil. :| 

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Zitate

Was viele glauben, glaubet nicht!

Wer in der Jugend spart, darbt im Alter nicht.

Ein kleiner Feind, dies lerne fein,
will durch Geduld ermüdet sein

Ein Ding kann noch so närrisch sein,
es sei nur neu, so nimmt's den Pöbel ein.

Wer dir als Freund nichts nützen kann, kann allemals als Feind dir schaden.

Genieße, was dir Gott beschieden,
entbehre gern, was du nicht hast,
Ein jeder Stand hat seinen Frieden,
ein jeder Stand hat seine Last.



Fabeln

Die Guttat

Wie rühmlich ists, von seinen Schätzen
Ein Pfleger der Bedrängten sein!
Und lieber minder sich ergetzen,
Als arme Brüder nicht erfreun.

Beaten fiel heut ein Vermögen.
Von Tonnen Golds durch Erbschaft zu.
»Nun«, sprach sie, »hab ich einen Segen,
Von dem ich Armen Gutes tu.«

Sie sprachs. Gleich schlich zu seinem Glücke
Ein siecher Alter vor ihr Haus,
Und bat, gekrümmt auf seiner Krücke,
Sich eine kleine Wohltat aus.

Sie ward durchdrungen von Erbarmen,
Und fühlte recht des Armen Not.
Sie weinte, ging und gab dem Armen
Ein großes Stück verschimmelt Brot.

Der Wuchrer

Ein Wuchrer kam in kurzer Zeit
Zu einem gräflichen Vermögen,
Nicht durch Betrug und Ungerechtigkeit,
Nein, er beschwur es oft, allein durch Gottes Segen.
Und um sein dankbar Herz Gott an den Tag zu legen,
Und auch vielleicht aus heiligem Vertraun,
Gott zur Vergeltung zu bewegen,
Ließ er ein Hospital für arme Fromme baun.

Indem er nun den Bau zustande brachte,
Und vor dem Hause stund, und heimlich überdachte,
Wie sehr verdient er sich um Gott und Arme machte,
Ging ein verschmitzter Freund vorbei.
Der Geizhals, der gern haben wollte,
Daß dieser Freund das Haus bewundern sollte,
Fragt ihn mit freudigem Geschrei,
Obs groß genug für Arme sei?
»Warum nicht?« sprach der Freund. »Hier können viel Personen
Recht sehr bequem beisammen sein;
Doch sollen alle die hier wohnen,
Die Ihr habt arm gemacht: so ist es viel zu klein.« 

So jemand spricht: Ich liebe Gott

1) So jemand spricht: Ich liebe Gott! 
Und haßt doch seine Brüder, 
Der treibt mit Gottes Wahrheit Spott, 
Und reißt sie ganz darnieder. 
Gott ist die Lieb, und will, daß ich 
Den Nächsten liebe, gleich als mich.

2) Wer dieser Erden Güter hat, 
Und sieht die Brüder leiden, 
Und macht den Hungrigen nicht satt, 
Läßt Nackende nicht kleiden; 
Der ist ein Feind der ersten Pflicht, 
Und hat die Liebe Gottes nicht.

3) Wer seines Nächsten Ehre schmäht, 
Und gern sie schmähen höret; 
Sich freut, wenn sich sein Feind vergeht, 
Und nichts zum Besten kehret; 
Nicht dem Verleumder widerspricht; 
Der liebt auch seinen Bruder nicht.

4) Wer zwar mit Rat, mit Trost und Schutz 
Den Nächsten unterstützet, 
Doch nur aus Stolz, aus Eigennutz, 
Aus Weichlichkeit ihm nützet; 
Nicht aus Gehorsam, nicht aus Pflicht; 
Der liebt auch seinen Nächsten nicht.

5) Wer harret, bis ihn anzuflehn, 
Ein Dürftger erst erscheinet, 
Nicht eilt, dem Frommen beizustehn, 
Der im Verborgnen weinet; 
Nicht gütig forscht, ob’s ihm gebricht; 
Der liebt auch seinen Nächsten nicht.

6) Wer andre, wenn er sie beschirmt, 
Mit Härt und Vorwurf quälet, 
Und ohne Nachsicht straft und stürmt, 
So bald sein Nächster fehlet; 
Wie bleibt bei seinem Ungestüm 
Die Liebe Gottes wohl in ihm?

7) Wer für der Armen Heil und Zucht 
Mit Rat und Tat nicht wachet, 
Dem Übel nicht zu wehren sucht, 
Das oft sie dürftig machet; 
Nur sorglos ihnen Gaben gibt; 
Der hat sie wenig noch geliebt.

8) Wahr ist es, du vermagst es nicht, 
Stets durch die Tat zu lieben. 
Doch bist du nur geneigt, die Pflicht 
Getreulich auszuüben, 
Und wünschest dir die Kraft dazu, 
Und sorgst dafür: so liebest du.

9) Ermattet dieser Trieb in dir: 
So such ihn zu beleben. 
Sprich oft: Gott ist die Lieb, und mir 
Hat er sein Bild gegeben. 
Denk oft: Gott, was ich bin, ist dein; 
Sollt ich, gleich dir, nicht gütig sein?

10) Wir haben einen Gott und Herrn, 
Sind eines Leibes Glieder; 
Drum diene deinem Nächsten gern; 
Denn wir sind alle Brüder. 
Gott schuf die Welt nicht bloß für mich; 
Mein Nächster ist sein Kind, wie ich.

11) Ein Heil ist unser aller Gut. 
Ich sollte Brüder hassen, 
Die Gott durch seines Sohnes Blut 
So hoch erkaufen lassen? 
Daß Gott mich schuf, und mich versühnt, 
Hab ich dies mehr, als sie, verdient?

12) Du schenkst mir täglich so viel Schuld, 
Du Herr von meinen Tagen! 
Ich aber sollte nicht Geduld 
Mit meinen Brüdern tragen? 
Dem nicht verzeihn, dem du vergibst, 
Und den nicht lieben, den du liebst?

13) Was ich den Frommen hier getan, 
Dem Kleinsten auch von diesen, 
Das sieht Er, mein Erlöser, an, 
Als hätt ich’s ihm erwiesen. 
Und ich, ich sollt ein Mensch noch sein, 
Und Gott in Brüdern nicht erfreun?

14) Ein unbarmherziges Gericht 
Wird über den ergehen, 
Der nicht barmherzig ist, der nicht 
Die rettet, die ihn flehen. 
Drum gib mir, Gott! durch deinen Geist 
Ein Herz, das dich durch Liebe preist.

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