Heinrich
von Stephan
* 7. Januar 1831 in Stolp ,
Pommern
†
8. April 1897 in Berlin
Generalpostdirektor des Deutschen Reichs, Organisator des deutschen
Post- und Telefonwesens und Mitbegründer des Weltpostvereins.
Stephan
war eines von sechs Kindern eines Handwerkers. Schon als Schüler des Stolper Gymnasiums fiel Stephan durch außergewöhnliche Begabung auf. Die Reifeprüfung legte er vorzeitig und mit besten Noten ab. Daneben hatte er bei einem privaten Musiklehrer Geige und Klavier spielen gelernt. Mit guten Leistungen fiel Stephan auch in seiner Lehrstelle bei der Stolper Post ab Februar 1848 auf, so dass er, versehen mit einem ausgezeichneten Zeugnis, 1849 als Beamtenanwärter nach Marienburg kam. Bereits ein Jahr später war er Postassistent in der Oberpostdirektion Danzig. Mit der Prüfung zum höheren Postdienst schloss Stephan 1855 seine Ausbildung bei der Oberpostdirektion in Köln ab.
Im September 1858 vollendete er sein umfangreiches Werk „Die Geschichte der Preußischen Post von ihrem Ursprung bis auf die Gegenwart“, das entgegen dem Titel nicht nur die Geschichte der Post in Preußen sondern die gesamte postalische Entwicklung in Europa darstellt.
1862 leitete Stephan Vertragsverhandlungen des Generalpostamts Berlin mit Belgien. Drei Jahre später wurde er Fachreferent für auswärtige Angelegenheiten. Die dafür erforderlichen Fremdsprachenkenntnisse hatte er sich
selbst beigebracht. Zunächst als Generalpostmeister des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Reiches, später als Staatssekretär des Reichspostamtes bzw. preußischer Staatsminister, war Stephan für die Organisation des Postwesens zuständig.
Im deutsch- französischen Krieg 1870/71 organisierte er die Feldpost – ein kompliziertes Werk, das er meisterhaft bewältigte.
Auf seine Initiative hin wurde für die Postbediensteten eine Unfall-, Kranken- und Altersversicherung eingeführt, und die etwa
2.000 unter seiner Leitung neu errichteten Postgebäude wurden mit modernen und zweckmäßigen Arbeitsräumen ausgestattet.
Auf Stephans Initiative hin tagte am 15. September 1874 in Bern ein Allgemeiner Postkongress, und am 9. Oktober unterzeichneten Vertreter aus zwanzig europäischen Staaten, der USA und Ägyptens den Gründungsvertrag eines multinationalen Allgemeinen Postvereins, der sich für eine Vernetzung der Postverwaltungen, eine Standardisierung und die ungehinderte Postbeförderung über staatliche Grenzen hinweg einsetzte. Bis 1891 fungierte Stephan als Präsident des
Weltpostvereins , der gegen Ende des 19. Jahrhunderts bis auf China sowie Gebiete in Arabien und Afrika den ganzen Globus umfasste.
Auch die Einführung des Telefons in Deutschland geht auf Stephan zurück.
Im Oktober 1877 erhielt er durch Zufall zwei Bell-Telefone
zur Verfügung, die er noch am selben Tag ausprobierte. Stephan erklärte: «Dieser Tag ist als Geburtstag des Fernsprechers in Deutschland zu betrachten».
Etappenweise wurden die Versuche auf weitere Distanzen ausgedehnt. Stephan
veranlasste Werner von Siemens ,
Telefone herzustellen und informierte schon am 9. November 1877 den Reichskanzler Fürst Bismarck
über die bisherigen Versuche und die Absicht, Telefone auf allen Postorten
aufzustellen. Schon am 12. November 1877 wurde die erste Reichstelegraphenanstalt mit fernmündlicher Nachrichtenübertragung eingerichtet.
1881 wurde das erste handvermittelte Fernsprechamt Deutschlands eröffnet.
Zehn Jahre später gab es in Berlin bereits mehr als 15 000 private
Fernsprechanschlüsse. Stephan erlangte auch hohe Verdienste auf dem Gebiet der Sprachpflege, indem er sich um verständliche deutsche Ausdrücke im behördlichen Sprachverkehr bemühte. Mit Erlass vom 21. Juni 1875 führte er 671 Verdeutschungen im Postwesen ein.
Er hat auch für das neue erfundenen Telefon den deutsche Begriff "Fernsprecher" geprägt.
1887 ernannte ihn der Allgemeine Deutsche Sprachverein zu seinem ersten
Ehrenmitglied.
Für seine Verdienste beim Aufbau der Reichspost und Einführung des Fernsprechers wurde Stephan 1885 in den Adelsstand erhoben.
Mitte der Neunzigerjahre war die Reichspost das zweitgrößte Unternehmen im Deutschen Reich. Die meisten der 190 000 Beschäftigten arbeiteten in einem der rund 28 600 Postämter, einer der rund 19 400 Telegrafenanstalten oder gehörten zu den etwa 25 000
Landbriefträgern. Eine schwere Diabeteskrankheit und eine daraufhin erfolgte Beinamputation setzte
Stephans Schaffen ein Ende. Er erlag seiner Krankheit 66-jährig. Mit viel Prunk und unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit wurde er auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof I in Berlin-Kreuzberg beigesetzt.
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