Konstituierende Sitzung der
Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft und Forschung
(KWG)
ABCD
am
11. Januar 1911 in
der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin.
ABCD Die
KWG, heute Max-Planck-Gesellschaft , wurde als eingetragener Verein unter dem Vorsitz des preußischen Kultusministers August von Trott zu Solz
in Berlin gegründet. Kaiser Wilhelm II.
gab der überwiegend durch privates Mäzenatentum finanzierten, aber staatlich kontrollierten, Selbstverwaltungskörperschaft seinen Namen.
Er hatte bereits 1910 anlässlich der Hundertjahrfeier der Berliner Universität
angekündigt: „...unter meinem Protektorat und Namen eine Gesellschaft zu begründen, die sich die Errichtung und Erhaltung von Forschungsinstituten zur Aufgabe
stellt.“ Den Festvortrag hielt der Nobelpreisträger Emil Fischer
über „Neuere Erfolge und Probleme der Chemie und Biologie“.
ABCD
Das
Ziel der KWG war die Errichtung und Unterhaltung von vorwiegend naturwissenschaftlichen außeruniversitären Forschungsinstituten, welche die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften ergänzen sollten.
Präsident der Gesellschaft wurde der Theologe Adolf von Harnack , Vizepräsidenten Gustav Krupp von Bohlen und Halbach
und der Bankier Ludwig Delbrück .
Der Gründungsbeitrag von fast zehn Millionen Mark wurde von Industrie, Landwirtschaft, Bankiers und grundbesitzendem Adel gespendet. Da die neue Finanzierungsart auf privater Basis mit der Freiheit von Forschung und Lehre in Konflikt stand, sollte staatliche Hilfe die KWG unabhängig von der Privatwirtschaft machen. Der Preußische Staat stiftete die Grundstücke in Berlin-Dahlem und schuf Beamtenstellen für die Direktoren der verschiedenen Institute. Die Mitglieder hatten einen Aufnahmebeitrag von 20.000 Mark zu entrichten, der jährliche Mitgliedsbeitrag betrug 1.000 Mark.
Die dezentral verteilten Kaiser-Wilhelm-Institute sollten zur Grundlagenforschung durch eine Wissenschaftselite dienen. Dafür wurden die Wissenschaftler von jeglicher Lehrverpflichtung freigestellt, erhielten die jeweils modernsten Apparaturen und einen großen Mitarbeiterstab. Unter diesen komfortablen Voraussetzungen wurden bahnbrechende wissenschaftliche Entdeckungen gemacht. Die Gründung von Instituten erfolgte nach dem – später sogenannten – „Harnack-Prinzip“, das nicht von einem Thema, sondern von einem außergewöhnlichen Wissenschaftler ausging. Um diese Person herum wurde anschließend ein Institut gegründet.
Die ersten beiden Kaiser-Wilhelm-Institute (KWI) für Chemie
und physikalische Chemie und Elektrochemie
wurden im Oktober 1912 in Berlin-Dahlem eröffnet. Bis 1933 kamen 20 neu gegründete oder übernommene Einrichtungen dazu. Offiziell bestand völlige Freiheit und Unabhängigkeit in der Forschung, und die KWG konnte relativ frei über die Verwendung der bereitgestellten Mittel entscheiden. Doch durch zweckgebundene Spenden und den großen Einfluss einzelner Mitglieder wurden auch industrienahe Institute wie das am 19. September 1914 eröffnete KWI
für Kohleforschung in Mülheim/Ruhr gegründet.
Im Ersten Weltkrieg konnte die Arbeit der Institute nur sehr eingeschränkt fortgesetzt werden. Die einzelnen Institute verlagerten ihre Forschungsschwerpunkte - wenn auch in unterschiedlichem Maße - auf die Kriegsunterstützung. Vor allem das KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie unter der Leitung von Fritz Haber
richtete seine Forschungstätigkeit auf Gaskampf und Gasschutz aus. Ein kriegswirtschaftliches Gesamtkonzept für die KWG, die Kriegsanleihen für fast zehn Millionen Mark zeichnete, existierte nicht. Nach Kriegsende hielt die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft trotz der Abdankung von Wilhelm II. ihren Namen bei.
Das Verhältnis der KWG zur Weimarer Republik war zwiespältig, da viele der Mitglieder auch wegen des Protektorats des Kaisers beigetreten waren, das mit der Satzungsänderung von 1921 abgeschafft wurde. Steigende finanzielle Unterstützung von Seiten des
Staates trug jedoch dazu bei, dass auch kritisch eingestellte Mitglieder die Loyalität der KWG zur Republik mittrugen. Vor allem durch die Inflation geriet die KWG in eine schwierige wirtschaftliche Lage, doch das Deutsche Reich und Preußen gewährten großzügige laufende Zuschüsse aus ihren Etats. Auch andere deutsche Länder und die 1920 gegründete Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft
(ab 1929: Deutsche Forschungsgemeinschaft) unterstützten die KWG finanziell, um die internationale Konkurrenzfähigkeit der deutschen Wissenschaft zu gewährleisten. Nach Ende der Inflation 1923 wurde die KWG von einer preußischen zu einer gesamtdeutschen Forschungsorganisation. Auch bemühte sich die KWG um eine intensivere Zusammenarbeit mit ausländischen Forschungseinrichtungen wie der Akademie der Wissenschaften in Wien oder der Rockefeller Foundation in New York.
Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 bedeutete für die deutsche Wissenschaft eine Zäsur. Die Durchsetzung des
"Arierparagraphens" hatten für das KWG den Verlust einer Reihe von zum Teil bedeutenden Mitarbeitern wie Fritz Haber zur Folge. Der Nobelpreisträger für Physik Max
Planck , der nach dem Tod Harnacks 1930 das KWG leitete, hatte sich vergeblich für Haber und andere führende jüdische Wissenschaftler eingesetzt.
Die neue Reichsregierung erhöhte die finanziellen Zuschüsse für die
KWG. Nach der Verkündung des Vierjahresplans
im Oktober 1936 wurden Sondermittel in beträchtlicher Höhe vor allem für die Aerodynamische Versuchsanstalt durch das Luftfahrtministerium unter Hermann Göring
bereitgestellt. Das 1927 gegründete "KWI für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik" unter seinem Direktor Eugen Fischer
spielte eine herausragende Rolle bei der Vorbereitung der gesetzlichen Grundlagen der
deutschen Rassenpolitik. Die bekannteste Entdeckung in einem KWI ist die Kernspaltung des Uranatoms im Berliner Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie am 17. Dezember 1938 durch die Chemiker Otto Hahn
und Fritz Straßmann .
Nachfolger Plancks wurde im Mai 1936 Carl Bosch . Nach dem Tod Boschs wurde 1940 der Stahlindustrielle Albert Vögler
neuer Präsident der KWG. Nach dem Krieg wurde die KWG von Göttingen aus neu konstituiert und 1948
auf Anweisung der britischen Besatzer in Max-Planck-Gesellschaft umbenannt.
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