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Mittwoch, 9. Oktober 2013

Emil Fischer

* 9. Oktober 1852 in Euskirchen
† 15. Juli 1919 in Berlin

Deutscher Chemiker, Begründer der klassischen organischen Chemie. Nobelpreis für Chemie 1902. Setzte sich zusammen mit Adolf von Harnack für die Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft ein .

 

Fischer wuchs in Euskirchen als Letztgeborener und einziger Sohn eines vielseitigen Unternehmers neben fünf Schwestern auf. Vom Vater hatte er den Unternehmungsgeist, die Gabe der Planung und den raschen Zugriff geerbt, von der Mutter die Besinnlichkeit und die anziehende äußere Erscheinung. Die erste Anregung zur Chemie empfing er in einer der Familie gehörenden, mit Färberei verbundenen Weberei. Nach dem Besuch der Gymnasien in Wetzlar und Bonn trat er, noch nicht 17jährig, eine kaufmännische Lehre an, die missglückte und der eine Krankheit folgte.


Im Frühjahr 1871 begann er in Bonn mit dem Studium der Chemie. Trotz Interesse für A. Kekulés
Vorlesung siedelte er wegen ungenügenden Laboratoriumsunterrichts zu Adolf von Baeyer nach Straßburg über, wo er im Sommer 1874 promovierte. Als Unterrichtsassistent entdeckte er im Frühjahr 1875 das Phenylhydrazin . Dieser Stoff hat seiner Forschungsarbeit die Richtung gegeben, er hat ihm aber auch eine chronische Vergiftung eingebracht, deren Folgen er zeitlebens zu spüren hatte. Sein langjähriger ungeschützter Umgang mit Phenylhydrazin hatte zu einer chronischen Vergiftung geführt, die ab Herbst 1891 immer wieder auftrat, sich in sehr lästigen Störungen der Darmtätigkeit äußerte und schließlich zu einer tödlichen Krankheit wurde. 


Im Herbst 1875 folgte er Baeyer nach München, wo er sich 1878 habilitierte und ein Jahr später außerordentlicher Professor wurde. Hier führte er die Arbeiten über die Phenylhydrazine fort. Umfassende Arbeiten in der Puringruppe schufen die Grundlage für die Entwicklung der Chemie der Zellkernstoffe. Damit hat er das Gebiet der biochemisch grundlegenden Naturstoffe betreten, die ihn für den Rest seines Lebens beschäftigt haben. 

 

In Erlangen, wo er 1882 das Ordinariat übernahm, begann er seine Synthesen in der Zuckergruppe, die schließlich zur Synthese der Glucose führten. 1885 übernahm er die Professur in Würzburg. 1892 folgte er dem hochdotierten Ruf nach Berlin. In Berlin wandte er sich den Eiweißstoffen zu. Zunächst wurden die Bausteine, die Aminosäuren, untersucht und zu den bekannten neue aufgefunden. Daran schlossen sich die Synthesen der Peptide an, der amidartigen Anhydride der Aminosäuren. Fischer war der Wegbereiter der Chemie der polymeren Stoffe. Zuletzt bearbeitete er das Gebiet der Fette.

 

1895, nach 7jähriger glücklicher Ehe, starb seine Frau. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 war Fischer einer der ersten Unterzeichner des Manifests der 93 „An die Kulturwelt!“ vom 4. Oktober 1914 , welches die alliierten Lügen betreffend angeblicher Kriegsgreuel deutscher Truppen in Belgien und andere Verleumdungen anprangerte. Im Ersten Weltkrieg musste er den Verlust der zwei jüngeren Söhne ertragen. Mitte Juli 1919 eröffnete ihm der Chirurg August Bier , er habe Darmkrebs. Fischer ordnete in den folgenden drei Tagen seine Papiere, übermachte seinem Sohn Hermann einen größeren Betrag, übereignete das übrige Vermögen der Akademie der Wissenschaften zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und setzte in Beisein seines Sohnes und der Haushälterin seinem Leben durch Einnahme von Zyankali ein Ende.

 

Fischer gilt als Begründer der klassischen organischen Chemie und erhielt 1902 den Nobelpreis für Chemie für bahnbrechende Arbeiten auf dem Gebiet der Zuckerchemie. Er nahm starken Einfluss auf die Förderung der Wissenschaften in Deutschland. Sein Institutsneubau in Berlin war richtunggebend. Bei der Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft stand er mit Harnack an vorderster Stelle. Fischer befürwortete als einer der ersten führenden Professoren die Aufnahme von Frauen ins Studium. Im Kriege setzte er seinen Einfluss ein, um die Versorgung der Armee, der Bevölkerung und der Wirtschaft mit Rohstoffen zu gewährleisten. Fischer war eine strenge Natur, vor allem in seinen mittleren Jahren. Dennoch verfolgte er sorgsam die Entwicklung des Einzelnen mit Güte und Hilfsbereitschaft.

Weitere Infos:   

Emil Fischer: "Aus meinem Leben"

Anekdoten:

Sein Vater Laurenz Fischer: "Der Junge ist zum Kaufmann zu dumm, er soll studieren."

Begebenheit in Bonn Ende der 1860er Jahre: "An der Tafel, wo der Aufsichtsrat des 'Bonner Bergwerks- und Hüttenvereins' in Gesellschaft von zwei meiner Schwestern eines Tages Platz genommen hatte, speiste auch das studentische Corps Borussia , dem damals die beiden Söhne Bismarcks angehörten. Die Herren schienen keinen großen Hunger zu haben; denn sie begannen das Mahl mit Sekttrinken und zündeten dazu Zigarren an. Das war den alten rheinischen Herren denn doch zu burschikos, und mit weitschallender Stimme gab Herr Mülhens dem Oberkellner den Auftrag, er sollte den jungen Herren sagen, es sei hierzulande nicht Sitte, in Gesellschaft von Damen das Mahl mit Tabakrauchen zu beginnen. Der Kellner entledigte sich seines Auftrages. Das ganze Corps erhob sich sofort und schritt, dicke Tabakwolken verbreitend, aus dem Saal heraus. Herr Mülhens sah ihnen belustigt zu und begleitete den Durchzug mit den Worten »Sehr gut gemacht«. Auch mein Vater war geneigt, solche Verstöße gegen gute Sitten vor aller Öffentlichkeit zu rügen." 

Dem sehr guten Freund Fischers, Adolf von Baeyer
, war die Synthese einer neuen zyklischen Verbindung gelungen, die Gruppe nannte er, nach einer Bekanntschaft mit einer Dame Barbara, Barbiturate. Fischer experimentierte mit der Barbitursäure. Der mit Fischer befreundete Arzt, Joseph von Mering stellte fest, dass es sich hierbei um ein Schlafmittel handelte. Der spätere Handelsname wurde bei einer Reise der beiden geprägt. Da sie das Mittel für die Nacht im Schlafwagen nach Verona genommen hatten, nannten sie es Veronal . Die Firma Merck in Darmstadt stellte schließlich das Mittel her.

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