Johann
Bernhard Basedow
* 11. September 1724 in Hamburg
† 25. Juli 1790 in Magdeburg
Deutscher Theologe, Pädagoge, Schriftsteller und
Philanthrop.
Bestimmt zum Studium der Theologie, entfloh
der Sohn eines Perückenmachers mit 15 Jahren dem bedrückenden Leben in seinem Elternhaus und der Schule, wo er nach raschen Fortschritten 3 Jahre in der Vorklasse des Gymnasiums Johanneum festgehalten
wurde. Nachdem er ein Jahr bei einem Flensburger Arzt als dessen Gehilfe gelebt hatte,
kehrte er nach Hause und in die Schule zurück. Dann studierte
er, meistens freilich autodidaktisch für sich allein, in Leipzig 1746-48 und anschließend in Kiel. Als Hauslehrer in Holstein sammelte er seine ersten Unterrichtserfahrungen, aus denen 1752 seine Kieler Magisterdissertation
hervorging. 1752 wurde er in Kiel zum Magister
promoviert. 1753 wurde er an die dänische Ritterakademie
zum Professor der Moral und Beredsamkeit sowie der Theologie berufen. Aufgrund seiner rationalistischen Publikationen versetzte man ihn 1761 an das Gymnasium Christianeum in Altona. Seine pädagogischen Anschauungen lösten unter den von Johann Melchior Goeze
geführten orthodoxen Theologen heftigen Protest aus, so dass er 1767
entlassen wurde.
In
Altona veröffentlichte Basedow 1768 die Schrift, welche die entscheidende Wendung seines Lebens bedeutete, die „Vorstellung an Menschenfreunde und vermögende Männer über Schulen, Studien und ihren Einfluss in die öffentliche Wohlfahrt, mit einem Plane eines Elementarbuchs der menschlichen Erkenntnis". In dieser Schrift griff Basedow das herrschende Schulwesen, insbesondere die Universitäten, wegen ihres Schlendrians leidenschaftlich an, er vertrat das Recht des Staates in der Erziehung und wandte sich scharf gegen den Einfluss der Kirche auf das Schulwesen. Im Anhang zu dieser Schrift entwickelte er den Plan einer ganzen „Schulbibliothek“, die von den Anfangsgründen an bis in das Studium hinein ein systematisch geordnetes und planvoll fortschreitendes Ganzes von Lehrbüchern darstellen sollte. Unter diesen galt seine besondere Aufmerksamkeit dem ersten grundlegenden Bestandteil, dem „Elementarbuch“. Basedow machte sich sogleich an die Ausarbeitung seiner Pläne.
1770 erschien das „Methodenbuch für Väter und Mütter der Familien und Völker" als eine „ausführliche Einleitung" in die richtige Benutzung dieses Werks, im selben Jahr noch das „Elementarbuch für die Jugend und für ihre Freunde in gesitteten Ständen“, das 1774 dann in endgültiger Form unter dem Namen „Elementarwerk“ herauskam.
Basedow entwickelte sich so zu einem der führenden Köpfe der
Philanthropen , einer reformpädagogischen Bewegung während der Zeit der Aufklärung. Unter dem Postulat der Nützlichkeit und Brauchbarkeit des Individuums für die Gesellschaft wollte sie eine neue Erziehung begründen, die gesellschaftliche Veränderungen automatisch nach sich ziehen sollte.
1771 rief ihn Fürst Leopold III. von Anhalt
nach Dessau, damit er dort seine pädagogischen und reformerischen Ideen verwirklichen konnte. In Dessau plante Basedow das Philanthropinum
, eine „Pflanzschule der Menschheit“, in der Kinder verschiedener Herkunft im Sinne des aufklärungspädagogischen Gedankenguts erzogen werden sollten.
Nach der Eröffnung im Dezember 1774 gingen zahlreiche Spenden in Dessau ein, und die Zahl der Schüler stieg rasch an. Führende pädagogische Reformer konnten als Mitarbeiter gewonnen werden: Joachim Heinrich
Campe ,
Friedrich August Benzler
(später Rektor in Herford
und Bückeburg )
und andere. Gegenüber der von den Aufklärungspädagogen kritisierten Lern- und Paukschule betonte Basedow das spielerische Element im Elementarunterricht, das Lernen durch Anschauung und Selbsttätigkeit, die Betonung der lebenden Fremdsprachen, die Pflege der Muttersprache. Das enge Zusammenleben der Lehrer mit ihren Zöglingen im Internat sollte darüber hinaus deren Charakter formen. 1774 unternahm er mit Goethe
und Lavater
eine Lahnreise.
1793 musste das Dessauer Philanthropinum aufgrund andauernder Streitigkeiten in der Lehrerschaft sowie von Organisations- und Finanzierungsproblemen schließen. Basedow
selbst war bereits 1776 als Leiter der Einrichtung zurückgetreten, da er seine Ziele nicht verwirklicht sah. Ihm wurde vorgeworfen, er habe das Lehrerkollegium nicht zusammengehalten und adäquat geleitet. Er
zeige sich hier als herrschsüchtig und im täglichen Institutsalltag als wenig beständig. Seine
Verlautbarungen, durch seine philanthropischen Lehrmethoden in kürzester Zeit
Erfolge erreichen zu können, führten zu Spannungen mit den anderen Lehrern, die sich als "Brüder" verstanden und sich gegen sein immer wieder zutage tretendes despotisches Verhalten zur Wehr setzten. Auch in Geldangelegenheiten war Basedow nicht zuverlässig, so dass das Institut in ständige Geldnöte geriet.
Basedows Glaubensrichtung, die dem trinitarischen Glauben
ferne stand, war einer der Gründe, warum er sich in Schwierigkeiten mit den Pfarrern und Priestern
brachte. Unter dem Einfluss und durch den persönlichen Verkehr mit Hermann Samuel
Reimarus , den er
Zeit seines Lebens verehrte, wandte Basedow sich zunächst dem Deismus
zu, um dann aber eine
Mischung aus Deismus und Offenbarungsglauben nachzugehen. Seine natürliche
Religion richtete sich nach Leitsätzen, die nach der gesunden Vernunft gewiss
sind. Menschlicher oder bürgerlicher Unterricht musste für Basedow vom kirchlichen getrennt sein.
In
Basedows 'pädagogischem Elementarwerk' behandelte er Grundfragen der Erziehung des Menschen, der Logik, der Religion und die Sittenlehre behandelte sowie die Beschäftigungen und Stände der Menschen, Geschichte und Naturkunde. Zu den Schwerpunkten, denen er große Bedeutung beimaß, gehörte auch die geschlechtliche Aufklärung und Unterweisung. Bereits in seiner Philalethie (Altona 1764) hatte er die Forderung an alle Eltern und Erzieher gestellt, den brennenden Fragen der Kinder nicht auszuweichen, sondern sie wahrheits- und kindgemäß zu beantworten. In seinem Elementarwerk gab er auch praktische Anregungen für die Unterweisung in Elternhaus und
Schule. Basedow kennzeichnete den Ansatz der modernen Pädagogik und
verwies gradlinig auf J. H. Pestalozzis
„Elementarmethode“.
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Zitate
Im Geiste Licht, im Herzen Kraft,
Ist, was des Guten Bestes schafft.
Die Schulen sind nicht nur Orte des Unterrichts, sondern auch der moralischen Erziehung und dies um so mehr, je weniger man sich dabei auf die meisten Eltern verlassen kann.
Die zarte Jugend ist die Zeit des blinden Gehorsams. Nach Jahren kommt eine andere, in welcher es nützlich ist, nach und nach alle eure Befehle in guten Rat zu verwandeln.
In der Sittenlehre ist nicht Unterricht, sondern Übung die Hauptsache.
Wer in seiner Jugend keine besonderen Übungen in der Selbstverleugnung zum gemeinschaftlichen Besten gehabt hat, der wird in seinem Leben kein wahrer Patriot.
Sorgt dafür, daß niemand vor den Kindern eure Befehle tadle, sonst verliert ihr Ansehen und Liebe. Befehlet kurz, deutlich und ohne den Schein irgendeines Widerspruchs.
Der Hauptzweck der Erziehung soll sein, die Kinder zu einem gemeinnützigen, patriotischen und glückseligen Leben vorzubereiten.
In der körperlichen Erziehung soll man zu der Methode der Alten zurückkehren. Abhärtung und Gymnastik wird stärken und bilden, schon das wird vor der Schulpest geheimer Sünden verwahren.
Die Schamhaftigkeit ist das stärkste Außenwerk der Keuschheit bei gesitteten Völkern.
Wenn sich Personen aus zu ungleichen Ständen und Altern verbinden, so bleiben die Ehen selten glücklich.
Handeln, tätig sein, aber auf eine Weise, dass etwas dadurch herauskommt für den Handelnden wie zum Glück anderer – das ist die Bestimmung der Menschen.
Wenn du es verhüten kannst, so lass das Mitleiden nicht bis zum Affekt anwachsen, weil du in demselben die beste Art der Hilfe nicht erfinden kannst. Hilf den Elenden, wie der Arzt den Kranken, zuweilen sogar durch schmerzhafte Mittel.
Gutes und Böses ist in der Natur verwischt, aber nicht in gleichem Maße; des Guten ist weit mehr, des Bösen ist weit weniger. Und selbst das Böse wirkt Gutes oder kömmt aus Ursachen, die mehr Gutes als Böses wirken.
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