Lohne - Die geschlossene Intensivtherapeutische Wohngruppe in Lohne bei Vechta für Jungen von zehn bis 14 Jahre will künftig die Zeiten der geschlossenen Unterbringung reduzieren. Im rot-grünen Koalitionsvertrag ist festgeschrieben, dass das Heim zu einer offenen Einrichtung entwickelt werden soll.
Die Einrichtung wurde einst als „Kinderknast“ bezeichnet. „Ich würde diese Kinder nicht als kriminell bezeichnen“, sagte
Nina Oelkers, Erziehungswissenschaftlerin an der Universität Vechta. Sie begleitet die Einrichtung in Lohne wissenschaftlich. Die Kinder fallen auf, weil sie in der Schule eine kaum vorhandene Selbstkontrolle
haben. „Was die haben, ist eine Karriere, die durch viele Maßnahmen geführt hat, die nirgendwo haltbar waren“, sagte die Wissenschaftlerin.
Geschlossenen Einrichtungen dürfe es nicht geben.
Zitat aus Oelkers' Werk "Sozialpädagogische Perspektiven auf Devianz":
Die sozialpädagogische Arbeit mit Devianz wurde jüngst wieder breit zum Thema. Es scheint, als würden wohlfahrtsstaatliche Positionen zunehmend in die Defensive gedrängt und Repression und rigide Grenzziehungen wieder attraktiver. Das Feld der Arbeit mit Devianz ist allerdings komplex und vielschichtig. Devianz ist ein zentraler Gegenstand
sozialer Arbeit. Dies gilt für die praktische Arbeit in sozialpädagogischen Handlungefeldern ebenso wie für Wissenschaft und Forschung. Die hohe Relevanz von Fragen der Abweichung findet ihre Begründung zum einen in dem gesellschaftlichen ,Normalisierungsauftrag' Sozialer Arbeit; zum anderen sind Besonderheiten sozialpädagogischer Devianzarbeit zu beachten, da in der sozialpädagogischen Praxis eigenständige Reflexionen und professionelles Ermessen relevant gemacht werden können (und sollen), um anwaltschaftlich für AdressatInnen einzutreten. Es bedarf deshalb besonderer theoretischer und empirischer Analysen, um die sozialpädagogische Befassung mit Devianz zu erschließen.
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Das einzige geschlossene Heim für kriminelle Kinder in Niedersachsen
nahm im Sommer 2010 die ersten Jungen auf. Es gibt dort Platz für sieben Jungen zwischen zehn und 14 Jahren.
In der Einrichtung werden Jungen untergebracht, die als hochdeliquient gelten, somit meist mehrfach straffällig geworden sind. Die bis 14 Jahre alten Jungen sind noch nicht strafmündig und können nicht verurteilt werden, also auch nicht in einen Arrest oder gar in ein Gefängnis gesteckt werden.
Zehn Mitarbeiter im pädagogisch-therapeutischen Dienst sind für die Betreuung der Kinder zuständig. Auch ein Psychologe, ein Kinder- und Jugendpsychiater und zwei Lehrkräfte gehörten zum Team.
Das Land Niedersachsen investierte in die Einrichtung rund eine halbe Million Euro. |