Erste
Autofernfahrt der Welt
Am 5. August 1888.
ABCD Bertha Benz
unternahm mit ihren beiden Söhnen Eugen und Richard Benz im patentierten Motorwagens ihres Mannes
Carl Benz
die erste Fernfahrt von Mannheim nach Pforzheim: 106
km !
ABCD Zwei Jahre nach
der Erfindung des Motorwagens durch Carl Benz, entschied sich seine Frau Bertha
mit einem dieser Wagen – es gab schon mehrere Exemplare – eine ausgedehnte Probefahrt
zu absolvieren, um ihrem Mann Mut zu machen, ihm die Tauglichkeit und Zukunftsfähigkeit seiner Erfindung zu beweisen – allerdings ohne ihn vorher darüber zu informieren.
Das Ziel der Fahrt war Pforzheim, zu ihrer Mutter. Anfang August, mit Beginn der Schulferien,
war es soweit. Da Bertha keine Ahnung vom Lenken und Fahren des Motorwagens
hatte, weihte sie ihre beiden Söhne - 15 und 14 Jahre alt – in den Plan ein, denn die Buben konnten mit dem Wagen umgehen. Das Gefährt
wurde leise aus der Werkstatt geschoben und erst in sicherer Entfernung vom Haus angelassen – durch Drehen der waagerecht liegenden Schwungscheibe.
Auf dem Küchentisch im Haus lag ein Zettel für den noch schlafenden Carl mit dem knappen Hinweis „Wir sind zur Oma nach Pforzheim gefahren“.
Als die Drei mit dem Wagen endlich ins Rollen kamen, wurde ihnen klar, dass sie den direkten Weg nach Pforzheim gar nicht
kannten. So wurde beschlossen, sich an bekannte Orte und Straßen zu halten, und alsbald
ging es zunächst in Richtung Weinheim. Eugen lenkte mit fester Hand.
In Weinheim wendete sich die Fahrt nach Süden, nach Wiesloch. Große Sorge bereitete der Vorrat an „Ligroin“, wie Benzin seinerzeit hieß, denn die 4,5 Liter im Vergaser
gingen bedenklich zur Neige – einen Tank gab es noch nicht. „Lieferanten“ für Ligroin
waren Apotheken. In Wiesloch war es die Stadt-Apotheke. In Langenbrücken und Bruchsal
kauften sie vorsichtshalber weitere Vorräte Ligroin.
Eine ebenso große Sorge wie die Beschaffung des Treibstoffes machte die Motorkühlung, die auf einfacher Verdampfung des Wassers
beruhte. So wurde bei jeder Gelegenheit Wasser nachgefüllt, in Gaststätten, aus Brunnen oder, wenn es gar nicht anders
gingt, auch aus dem Straßengraben. Der Wasserverbrauch betrug ca. 150 Liter auf 100
Kilometer! Nur Reifenpannen gab es nicht, denn die hinteren Räder hatten Eisenreifen, das Vorderrad
Vollgummi.
Von Wiesloch ging es weiter über Bruchsal nach Durlach, wo sich die Richtung gen Osten
wendete, aus der Rheinebene hinauf in die „Berge“ – mit neuen
Problemen. Die Leistung des Einzylinders von rund 2,5 PS bei 500 Umdrehungen und die fehlende, besser abgestufte Übersetzung – das Riemengetriebe hatte nur zwei Gänge – reichte bei weitem nicht aus, um größere Steigungen zu bewältigen.
Das bedeutete schlicht Schieben ! Die einzige Klotzbremse, über einen Hebel an der Lenkkurbel von Hand bedient und auf ein Hinterrad wirkend,
konnte das rund 360 Kilogramm wiegende Gefährt nur mit äußerster Mühe verzögern.
Da der Lederbeschlag des Bremsklotzes schnell verschliss, musste er des öfteren bei einem Schuster erneuert werden.
In Bruchsal beschlossen die „Fernfahrer“, ein Telegramm nach Hause zu
schicken: „Sind mit dem Wagen fortgefahren und gut in Bruchsal angekommen.“
Die Fahrt ging weiter. In der Nähe der Ortschaft Wilferdingen, mit ihren starken
Steigungen halfen zwei Bauernburschen beim Schieben. Danach ging es wieder flott über
Grötzingen dem Ziel Pforzheim entgegen, das sie in der Abenddämmerung
erreichten. Bertha und die beiden Jungen stiegen im Hotel „Zur Post“ ab.
Mit einem Paar Ersatzketten traten die Drei wenige Tage später die Rückfahrt nach Mannheim an, im Gepäck die Zeitungen mit dem Bericht ihrer Pioniertat. Der Weg
war diesmal kürzer und führte in fast gerader Linie über Bretten, Bruchsal, Hockenheim und Schwetzingen heim nach Mannheim.
Bertha Benz bewies mit dieser ersten Fernfahrt der Automobilgeschichte nicht nur ihrem Mann, wie sie es beabsichtigt hatte, sondern auch den vielen Skeptikern, dass dem Automobil eine große Zukunft bevorsteht. Mit dieser insgesamt 180 Kilometer langen Fahrt hatte sie die Gebrauchstüchtigkeit des Motorwagens demonstriert.
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