Sonntag, 21. September 2014

Eröffnung des ersten Seebades in Deutschland in Heiligendamm

am 21. September 1793.

 
Heiligendamm ist das älteste Seebad Deutschlands. 

 

Aus England war bekannt geworden, dass Baden in der See besonders gesundheitsfördernd sei . Im Jahr 1793 badete der mecklenburgische Herzog Friedrich Franz I. (Abbildung) deshalb auf Anraten seines Rostocker Leibarztes Samuel Gottlieb Vogel am „Heiligen Damm“ in der Ostsee und markierte damit die Geburt des ersten deutschen Seebades: Heiligendamm. In Doberan wohnten die Badegäste und vergnügten sich mit Geldspiel (die herzogliche Badekasse kassierte jährlich 30.000 Taler Abgaben von den Doberaner Spielbanken), Tanz und Pferderennen (mutmaßlich das erste Galopprennen am 10. August 1822 in Deutschland), und am Heiligendamm wurde gebadet. Das erste Badehaus wurde am 21. September 1793 in Heiligendamm eröffnet. Im 19. und 20. Jahrhundert war das Bad vom europäischen Hochadel geprägt, auch einzelne Mitglieder der weitverzweigten russischen Zarenfamilie zählten zu den Gästen. 

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Die folgenden 80 Jahre blieb Heiligendamm mit allen Einrichtungen Teil des großherzoglichen Besitzes und stand direkt unter der Aufsicht der dortigen Behörden. Die Aufnahme der Badegäste und die Restauration waren einem Pächter überlassen. Die obere Leitung der ganzen Einrichtung oblag dem Großherzoglichen Bade-Intendanten. Fast zwei Jahrzehnte hatte Hermann von Suckow diese Stellung inne.

Verschiedene mecklenburgische Baumeister schufen zwischen 1793 und 1870 ein klassizistisches imposantes Gesamtkunstwerk aus Logier-, Bade- und Gesellschaftshäusern. Dies brachte dem Ort später den Beinamen „Weiße Stadt am Meer“ ein und begründete seinen Ruf als schönstes Seebad Deutschlands. Den Namen Heiligendamm erhielt der Ort wegen eines großen Steinwalls, bestehend aus durch die See bloßgelegtem Moränenschutt aus der Eiszeit.

 

Durch den schattigen Laubengang der Dammchaussee rollten die Wagen, trabten die Pferde. Draußen am Strand hielten Badeschaluppen, warteten die Badekarren auf die Besucher, und wen es gelüstete, konnte in dem alten Badehaus auch warme Seebäder nehmen. Mittags ging es zurück. Auf dem Kamp spielte die Badekapelle, im Logierhaus fand man sich in zwanglosen Gruppen zum Mittagsmahl zusammen, bei dem der Herzog präsidierte. Lustpartien nach Althof, Warnemünde und in die nähere Umgegend füllten die Nachmittage aus, Bälle und Feuerwerke die Abende. 

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Bis weit in das 19. Jahrhundert hinein hat das alte Seebad seine Anziehungskraft behalten. Dann aber entstand längs des Strandes der Ostsee ein Badeort nach dem andern. Mehr und mehr gewöhnte man sich daran, das Meer unmittelbar vor der Tür zu haben. Ein Strandleben kam auf, das sich ganz wesentlich unterschied von dem Badeleben, wie es in der kleinen Sommerresidenz gepflegt wurden So geschah es, dass Doberan-Heiligendamm ganz langsam in einen Dornröschenschlaf verfiel. Was jetzt an die Ostsee strömte, das waren die Scharen der Großstadtmenschen, welche Zerstreuung suchten und nicht Sammlung. Und als man in den siebziger Jahren die alte Einheit von Doberan und Heiligendamm aufhob und den Damm selber zu einem Seebad zu machen versuchte, schnitt man beiden Orten den Lebensnerv ab.  

1872 kaufte eine Aktiengesellschaft des Rittmeisters Otto Baron von Kahlden die Anlage für 500.000 Taler, der 1885 Alleineigentümer wurde. Als Sommerresidenz verblieb der herzoglichen Familie, auch nach dem Ersten Weltkrieg, das etwas abseits gelegene 'Demmlersche Alexandrinen-Cottage', das erst 1945 enteignet wurde. Im Jahre 1910 verkaufte Kahldens Sohn Rudolf das Unternehmen an Walter John, den Neffen der Bestseller-Autorin E. Marlitt . Er führte das Seebad in den Konkurs und schließlich in die Zwangsversteigerung. Drei Hamburger Gläubiger und ein Leipziger Großhändler boten 1,5 Millionen Mark und gründeten die Ostseebad Heiligendamm GmbH. Im Ersten Weltkrieg geriet dann diese GmbH, die allmählich hoch verschuldet war, schrittweise in den Besitz eines jüdischen Bankhauses. 1924 übernahm der Bankier Oskar Adolf Baron von Rosenberg sämtliche Anteile an der GmbH und rettete sie dadurch. 

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1939 wurde das Bad für Heereszwecke beschlagnahmt und als Reserve-Lazarett genutzt. 1941 zahlte das Deutsche Reich an die Dresdner Bank, die inzwischen die Kontrolle über die Heiligendamm-GmbH übernommen hatte, 1,7 Millionen Reichsmark für alle Immobilien. In den Nachkriegsjahren und in den folgenden Jahrzehnten zeigten die Anlagen deutliche Verfallserscheinungen.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Heiligendamm im Besitz der DDR-Regierung. Seit 1949 wurden dort an einer Fachschule Innenarchitekten, Möbeldesigner, Produktdesigner, Grafikdesigner und Schmuckdesigner ausgebildet. 1996 erwarb die Entwicklungsgesellschaft 'Entwicklungs Company Heiligendamm (ECH)' für 18 Millionen D-Mark den historischen Ortskern, der seit 1992 von der Bundesvermögensverwaltung, der neuen Eigentümerin, zum Verkauf ausgeschrieben war. Unter Anno August Jagdfeld aus Aachen wurden fünf der historischen Gebäude restauriert und zur 5-Sterne-plus-Hotelanlage 'Kempinski Grand Hotel Heiligendamm' ausgebaut, die im Frühjahr 2003 eröffnete. Nach deren Insolvenz im Februar 2012 wurde es im Juli 2013 von dem Hannoveraner Steuerberater Paul Morzynski erworben, der den Hotelbetrieb fortführen will.

 

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