Martin
Luther veröffentlicht seine 95
Thesen
31. Oktober 1517 in Wittenberg
ABCD
Der Thesenanschlag an die Türen der Wittenberger
Kirchen vom 31. Oktober 1517 ist erstmalig 1540 erwähnt durch Luthers Sekretär Georg Rörer
. Nach der Überlieferung
hat Luther
seine 95 Thesen eigenhändig an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg genagelt, die sich von dort aus lauffeuerartig in ganz Deutschland verbreiteten.
Der Thesenanschlag gilt als Einleitung der Reformation.
Vorgeschichte:
Seit 1514 war Luther nicht nur Theologieprofessor an der Wittenberger Universität, sondern auch Prediger in der Wittenberger Stadtkirche. Somit hatte er auch für das
Seelenheil seiner Gemeinde zu sorgen. Er musste jedoch feststellen, dass viele Menschen aus Wittenberg nicht mehr zu ihm in die Beichte
kamen, sondern statt dessen in die brandenburgischen oder anhaltinischen Städte wie Jüterbog oder Zerbst
reisten, um dort Ablassbriefe (vor allem den Petersablass
) zu kaufen.
Die Praxis des Ablasskaufs, die die Beichte quasi ersetzte, und mit der man sich sein Seelenheil erkaufen konnte,
war Luthers Überzeugung völlig zuwider. Glaubte er doch fest daran, dass jeder sich ein Leben lang in Demut der Gnade Gottes anvertrauen müsse.
Der Handel mit Ablassbriefen nahm vor allem seit 1507 dramatisch zu, da
der Papst in Rom und der mit dem Ablasshandel in Deutschland beauftragte Bischof Albrecht von Brandenburg
in immer stärkere Geldnot gerieten.
Hinzu kam noch, dass der in Anhalt und Brandenburg Ablassbriefe verkaufende Dominikanermönch Johann Tetzel
in marktschreierischer Weise seine Arbeit erledigte und dass über letzteren auch vielerlei Legenden im Umlauf
gerieten. So wurde berichtet, bei Tetzel könne man auch die Sünden Verstorbener tilgen lassen.
Auch Sprüche Tetzels, wie "Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt", riefen bei Luther Proteste hervor.
Luthers Landesherr, Kurfürst Friedrich III. von Sachsen , unterstützte ihn in dieser Haltung, weil er den Abfluss
der Ablass-Gelder aus dem eigenen Territorium nicht dulden wollte.
95
Thesen: Schon vor dem 31.10.1517 hatte Luther sich in Predigten gegen den Ablasshandel ausgesprochen. An diesem Tage aber
schrieb er, nachdem er eine Instruktionsschrift für Ablasshändler gelesen hat, an seine kirchlichen Vorgesetzten. Er
hoffte, damit den Missstand beheben zu können. Den Briefen legte er 95 Thesen
bei, die als Grundlage für eine Disputation zu diesem Thema dienen sollten.
Dass Luther an besagtem Tag seine Thesen eigenhändig mit lauten Hammerschlägen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg genagelt
habe, gehört aber vermutlich in das Reich der Legenden. Die
95 Thesen folgten dem Stil von Disputationsthesen wie sie zu dieser Zeit üblich waren und
waren in Latein verfasst. Ausgehend vom Jesuswort „Tut Buße“ wandte sich Luther zunächst gegen die kirchlich geschürte Angst vor dem Fegefeuer. Ab These 21 bildete der Ablasshandel den Schwerpunkt seiner Ausführungen.
Luther bezeichnete den Ablass als gutes Geschäft, sprach ihm aber jegliche Wirkungskraft
ab. Rhetorisch fragte Luther, warum der Papst nicht seine Kirche St. Peter lieber von seinem eigenen Geld als dem der armen Gläubigen
baue. Den Abschluss bildet ein Aufruf an die Christen, lieber darauf zu
vertrauen, durch viele Trübsale ins Himmelreich einzugehen, als sich in falscher geistlicher Sicherheit zu
beruhigen.
Luther hatte die Thesen außer den Bischöfen nur wenigen Freunden gesandt. Somit erwartete und erhielt er auch nicht sofort eine Reaktion. Jedoch bereits Ende 1517
waren Drucke der Thesen in Leipzig, Nürnberg und Basel im Umlauf. Es gab sowohl stürmische Zustimmung seitens einiger humanistischer Gelehrter und auch einiger Fürsten, als auch völlige Ablehnung aus vielen Teilen der römischen Kirche. So vor allem von dem am meisten kritisierten Ablassprediger
Tetzel, der sogar Todesdrohungen gegen Luther ausgesprochen haben soll und ihn schon 'in der Nachfolge' des zum Ketzer verurteilten Jan Hus auf den Scheiterhaufen wünschte.
Die Bischöfe reagierten jedoch vorerst noch nicht drastisch. Sie berichteten dem Papst über den
Rebellen in den eigenen Reihen' und wiesen Luthers direkte Vorgesetzte an, mäßigend auf
ihn einzuwirken. Die von Luther angeprangerten Fehler erkennend, begrüßten einige Bischöfe sogar anfangs die Reformvorschläge.
Weitere Ereignisse: Luther sah sich durch den wachsenden Druck genötigt, seine Thesen durch weitere Schriften zu präzisieren und zu erläutern. Er selbst äußerte sich 1518 dahingehend, dass er mit den Thesen
lediglich einen Missstand zu beseitigen und nicht das ganze Papsttum aus den Angeln zu heben
versuchte. Jedoch war die Lawine nicht mehr aufzuhalten. Die Kurie reagierte auf den vermeintlichen Ketzer drastisch: 1518
wurde in Rom der Ketzerprozess eröffnet. Dieser ruhte jedoch 1519, da man
mit der Regelung der Nachfolge des verstorbenen Kaisers Maximilian
beschäftigt war. Nach der Wahl Karls V.
zum Kaiser wurde der Kampf gegen Luther und seine Anhänger jedoch weitergeführt.
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