* 31. Oktober 1830 in Dittmannsdorf
bei Waldenburg
† 21. Juni 1911 in Wernigerode
Deutscher Komponist, Dirigent und Musikpädagoge.
Radecke war der Sohn eines evangelischen Kantors und Organisten und wuchs in einer außergewöhnlich musikalischen Familie auf.
Der junge Radecke zeigte sich für die Musik aufgeschlossen und er war außerordentlich begabt. Er widmete sich in seiner Jugend musikalischen Studien, zeigte erstaunenswerte musikalische Vielseitigkeit und Leistungsfähigkeit, die seine Umwelt beeindruckte. Seine akademische Musikausbildung erhielt er ab 1848 am Leipziger Konservatorium. Hier gehörten zu seinen Lehrern Julius Rietz
(Komposition), Ignaz Moscheles
(Klavier) und Ferdinand David
(Violine).
Radecke spielte im Leipziger Gewandhausorchester. 1852, zwei Jahre nach Studienabschluss, wurde er zweiter Direktor der Leipziger Singakademie und im folgenden Jahr Kapellmeister des Leipziger Stadttheaters. Dieses Amt bekleidete er nur kurze Zeit, bevor er 1854 nach Berlin ging.
In Berlin war er zunächst kammermusikalisch (so als zweiter Geiger im Quartett von Ferdinand
Laub ) und als Klaviervirtuose tätig, bevor er sich ab 1858 durch in Eigenregie veranstaltete Orchester- und Chorkonzerte hervortat. 1863 wurde er zum Musikdirektor an die Königliche Hofoper berufen und 1871 als Königlicher Kapellmeister auf Lebenszeit angestellt.
1878 wurde er Lehrer am Stern’schen Konservatorium , dem er 1883 bis 1888 als Direktor vorstand. 1875 wurde Radecke Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste, 1881 wurde er in ihr zum Senator und weitere sechs Jahre später zum Vorsitzenden des Senats der Musiksektion gewählt.
Seine letzte Arbeitsstätte war das Königliche Institut für Kirchenmusik in Berlin, zu dessen Direktor er 1892 berufen wurde und bis zum Alter von 77 Jahren blieb.
Radecke war mit einer Tochter des protestantischen Theologen Ludwig Jonas
verheiratet. Ihr Sohn Ernst Ludwig Sigismund wirkte von 1893 bis 1920 als Pianist, Dirigent und Generalmusikdirektor in Winterthur (Schweiz). Daneben hatte das Paar sechs weitere
Kinder. Radeckes älterer Bruder Rudolf Radecke
war auch in Berlin Chorleiter und Musikpädagoge.
Zu Radeckes Werken zählen Orchester- und Chorwerke, des weiteren Klavierstücke, Stücke für Violine und Pianoforte, Duette und Terzette, ferner
zahlreiche Lieder. Zu seinen weiteren Kompositionen gehören u. a.: eine „Sinfonie in F“, das Liederspiel „Die Mönkguter“, ein „Capriccio für großes Orchester“ und das „E-Moll Präludium für Orgel“.
Sein mit Abstand bekanntestes ist „Aus der Jugendzeit“ (Op. 22 Nr. 1) nach einem Gedicht von Friedrich Rückert
, das den Charakter eines Volkslieds angenommen
hat.
Die Grabstätte
Radeckes befindet sich auf dem Alten Zwölf-Apostel-Kirchhof in
Berlin-Schöneberg.
Weitere Infos:
Aus der Jugendzeit
Aus der Jugendzeit, aus der Jugendzeit
klingt ein Lied mir immerdar.
O, wie liegt so weit,
was mein, was mein einst war.
Was die Schwalbe sang,
die den Herbst und Frühling bringt,
ob das Dorf entlang,
das jetzt noch klingt?
O du Heimatflur, o du Heimatflur,
lass zu deinem sel'gen Raum
mich noch einmal nur
entflieh'n, entflieh'n im Traum!
Als ich Abschied nahm,
war die Welt mir voll so sehr,
als ich wiederkam,
war alles leer.
Wohl die Schwalbe kehrt, wohl die Schwalbe kehrt
und der leere Kasten schwoll,
ist das Herz geleert
wird's nie, wird's nie mehr voll.
Keine Schwalbe bringt,
dir zurück, wonach du weinst,
doch die Schwalbe singt,
im Dorf wie einst. ABCD