Franz Grillparzer
* 15. Januar 1791 in Wien
†
21. Januar 1872 in Wien
Deutscher
Schriftsteller.
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Grillparzer
war der Sohn eines einflussreichen Wiener Rechtsanwalts. Er besuchte 1796
bis 1799 die Normalschule, ab der zweiten Klasse wechselte er
an das Gymnasium St. Anna. An der Wiener Universität studierte er Philologie (1807-09) und
Rechte (1807-11). 1812 nahm Grillparzer eine Stelle als Hofmeister bei Graf Seilern
an. 1813 arbeitete er als unbezahlter Konzeptspraktikant in der Hofbibliothek und wurde 1823 (nach verschiedenen anderen Ämtern) Hofkonzipist in der Allgemeinen Hofkammer. 1832 bis zu seiner Pensionierung 1856 war er Direktor des Hofkammerarchivs. Grillparzer war 1847 Gründungsmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und ab 1861 Mitglied des Herrenhauses auf Lebenszeit.
Seine ersten Versuche als Dramatiker fallen bereits in seine Studienzeit. 1807 verfasste er das Trauerspiel "Blanka von Kastilien", das bis 1958 unaufgeführt blieb. Durch die Veröffentlichung eines Teils seiner Übersetzung des Dramas "Das Leben ein Traum" von Calderon
in der "Wiener Moden-Zeitung" 1816 wurde J. Schreyvogel , Dramaturg des Hofburgtheaters, auf ihn aufmerksam. Auf
dessen Rat hin überarbeitete Grillparzer das Trauerspiel "Die
Ahnfrau"
, das
dann im Januar 1817 am Hofburgtheater uraufgeführt wurde. Anschließend verfasste Grillparzer die Künstlertragödie
"Sappho" (1819), mit der er überaus erfolgreich war und einen
Fünfjahres-Vertrag als k. k. Hoftheaterdichter erhielt, den er aber bereits 1821 wieder löste. Reisen führten ihn nach Italien, Griechenland, Deutschland (hier traf er 1826 mit Goethe
zusammen), Frankreich und in die Türkei.
Seine produktivste und fruchtbarste Zeit war zwischen 1820 und 1831. Mit dem Gedicht "Die Ruinen des Campo
Vaccino" (1820) löste er heftige Abwehrreaktionen von Seiten des Hofes aus; ab diesem Zeitpunkt verschärften sich Grillparzers Schwierigkeiten mit der Zensur. Für
Ludwig van Beethoven
schrieb Grillparzer das Libretto zur Oper "Melusina" (1823), die Beethoven aber nicht ausführte.
Im März 1827 verfasste er die Trauerrede für Beethovens Beisetzung. Werke wie die Trilogie "Das goldene Vlies" ("Der Gastfreund", "Die Argonauten", "Medea", 1822), die Trauerspiele "König Ottokars Glück und Ende"
(1825) oder "Ein treuer Diener seines Herrn" (1830) wurden vollendet und vom Publikum zustimmend aufgenommen.
In diese Zeit fallen auch
verschiedene Liebschaften, deren Ausdruck ist die zwischen 1826 und 1828 verfasste Liebeslyrik, veröffentlicht 1835 unter dem Titel
"Tristia ex Ponto". 1828 erschien die Erzählung "Das Kloster von
Sendomir". Der 1831 am Hofburgtheater aufgeführten Liebestragödie "Des Meeres und der Liebe Wellen" blieb die Zustimmung des Publikums versagt. Seinen letzten großen Theatererfolg feierte Grillparzer 1834 mit dem dramatischen Märchen "Der Traum ein Leben". Nach dem Misserfolg des 1838 uraufgeführten Lustspiels "Weh dem, der lügt!" zog sich Grillparzer vom Theater zurück.
Bis auf wenige Ausnahmen verwehrte sich Grillparzer fortan gegen die Aufführungen neuer Werke. In seinem Testament verfügte er sogar, die
drei Altersdramen "Ein Bruderzwist in Habsburg", "Die Jüdin von Toledo" und
"Libussa", alle in den Jahren 1847-51 geschrieben, zu vernichten. Die Uraufführungen fanden erst nach seinem Tod statt.
1847 erschien die Erzählung "Der arme Spielmann", eine Allegorie des eigenen inneren Zwiespalts.
Erst seit 1848 drangen wieder einzelne Werke Grillparzers an die Öffentlichkeit, so das Lobgedicht
"An Radetzky"
.
Seit 1850 begann man sich dann in Österreich, vereinzelt auch im gesamten deutschen Raum bewusst zu werden, welch einen Dichter man in Grillparzer besitze. Der alternde
Grillparzer erlebte Ehren und Anerkennungen, wurde 1847 zum Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften ernannt und durch mehrere Orden ausgezeichnet. 1859 wurde ihm von der Universität Leipzig anlässlich des Schillerfestes der Ehrendoktor verliehen, 1861 wurde er zum lebenslangen Mitglied des österreichischen Herrenhauses, 1864 zum Ehrenbürger seiner Heimatstadt Wien erhoben.
Ein wichtiges Alterswerk ist die (Fragment gebliebene) "Selbstbiographie"
(1872). Gillparzer blieb lebenslang nur Bräutigam seiner Jugendgeliebten Katharina Fröhlich
, weil ihm
zum Heiraten der Mut fehlte. Er starb im Alter von 81 Jahren in seinem
Wiener Wohnhaus.
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Zitate
Ein Dummkopf bleibt ein Dummkopf nur,
Für sich, in Feld und Haus.
Doch wie du ihn zu Einfluß bringst,
Wird gleich ein Schurke draus.
Die gescheiten und die dummen Leute erkennt man unter anderem auch daran, daß die Dummen das verehren, was in ihrer eigenen Richtung liegt, die Gescheiten aber, was sie fühlen, daß es ihnen abgeht.
In gewissen Ländern scheint man der Meinung: drei Esel machten zusammen einen gescheiten Menschen aus. Das ist aber grundfalsch. Mehrere Esel in concreto geben den Esel in abstracto, und das ist ein furchtbares Tier.
Die Schurken sind immer praktischer, tüchtiger als die ehrlichen Leute, weil ihnen die Mittel gleichgültig sind.
Mein Freund, Sie sind ein Bösewicht!
Zwar gar so böse sind Sie nicht,
Drum bleiben einfach wir beim Wicht.
Gewinnsucht und Eitelkeit
Sind die Werbeoffiziere der Schlechtigkeit.
Ist das Handgeld aufgezählt,
Nimmt das Gewissen das Fersengeld.
Glaubt ihr, man könne kosten vom Gemeinen?
Man muß es hassen oder ihm sich einen.
Bescheidenheit ist eine Zier,
doch weiter kommt man ohne ihr.
Erträglich ist der Mensch als einzelner,
im Haufen steht die Tierwelt gar zu nah.
Was man an Nebensachen verschwendet,
wird immer der Hauptsache entzogen.
Will unsere Zeit mich bestreiten,
ich lasse es ruhig geschehn.
Ich komme aus anderen Zeiten
und hoffe in andre zu gehn.
ABCD
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