Heinrich
von Stephan
* 7. Januar 1831 in Stolp ,
Pommern
†
8. April 1897 in Berlin
Generalpostdirektor des Deutschen Reichs, Organisator des deutschen
Post- und Telefonwesens und Mitbegründer des Weltpostvereins.
Stephan
war eines von sechs Kindern eines Handwerkers. Nach dem Abitur kam er 1849 als Postschreiber nach
Marienburg, und im Jahr darauf übernahm ihn die Oberpostdirektion Danzig.
Mit der Prüfung zum höheren Postdienst schloss Stephan 1855 seine Ausbildung bei der Oberpostdirektion in Köln ab.
1862 leitete Stephan Vertragsverhandlungen des Generalpostamts Berlin mit Belgien. Drei Jahre später wurde er Fachreferent für auswärtige Angelegenheiten. Die dafür erforderlichen Fremdsprachenkenntnisse hatte er sich
selbst beigebracht. Zunächst als Generalpostmeister des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Reiches, später als Staatssekretär des Reichspostamtes bzw. preußischer Staatsminister war Heinrich Stephan für die Organisation des Postwesens zuständig.
Auf Stephans Initiative hin tagte am 15. September 1874 in Bern ein Allgemeiner Postkongress, und am 9. Oktober unterzeichneten Vertreter aus zwanzig europäischen Staaten, der USA und Ägyptens den Gründungsvertrag eines multinationalen Allgemeinen Postvereins, der sich für eine Vernetzung der Postverwaltungen, eine Standardisierung und die ungehinderte Postbeförderung über staatliche Grenzen hinweg einsetzte. Bis 1891 fungierte Heinrich Stephan als Präsident des Weltpostvereins, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts bis auf China sowie Gebiete in Arabien und Afrika den ganzen Globus umfasste.
Auch die Einführung des Telefons in Deutschland geht auf Stephan zurück.
Im Oktober 1877 erhielt er durch Zufall zwei Bell-Telefone
zur Verfügung, die er noch am selben Tag ausprobierte. Stephan erklärte: «Dieser Tag ist als Geburtstag des Fernsprechers in Deutschland zu betrachten».
Etappenweise wurden die Versuche auf weitere Distanzen ausgedehnt. Stephan
veranlasste Werner von Siemens ,
Telefone herzustellen und informierte schon am 9. November 1877 den Reichskanzler Fürst Bismarck
über die bisherigen Versuche und die Absicht, Telefone auf allen Postorten
aufzustellen. Schon am 12. November 1877 wurde die erste Reichstelegraphenanstalt mit fernmündlicher Nachrichtenübertragung eingerichtet.
1881 wurde das erste handvermittelte Fernsprechamt Deutschlands eröffnet.
Zehn Jahre später gab es in Berlin bereits mehr als 15 000 private Fernsprechanschlüsse.
Für seine Verdienste beim Aufbau der Reichspost und Einführung des Fernsprechers wurde Heinrich Stephan 1885 in den Adelsstand erhoben.
Mitte der Neunzigerjahre war die Reichspost das zweitgrößte Unternehmen im Deutschen Reich. Die meisten der 190 000 Beschäftigten arbeiteten in einem der rund 28 600 Postämter, einer der rund 19 400 Telegrafenanstalten oder gehörten zu den etwa 25 000 Landbriefträgern.
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ABC
Aus der Geschichte
Am 26.Oktober 1876
ließ H. von Stephan erste Fernsprechversuche in Berlin zwischen dem
Generalpostamt und dem Generaltelegrafenamt durchführen. Dieses Datum
gilt als Geburtstag des Fernsprechens in Deutschland. Zwischen 1877 und
1881 baute er unter der Devise „Jedem Bürger sein Telefon“ das
Telefonnetz in Deutschland auf.
Die ersten Sprechversuche erfolgten mit zwei Bellschen Telephonen vom
Generalpostamt in der Leipziger Straße 15 zum Generaltelegraphenamt in
der Französischen Straße 33b. Anwesend war neben H. von Stephan der
Generaltelegraphendirektor Budde. Nachdem die ersten Worte in das Telefon
gesprochen wurden und hörbar ankamen, sagte H. von Stephan mit
leuchtenden Augen: "Meine Herren, diesen Tag müssen wir uns merken !
" Er hatte in der Zeitung SCIENTIFIC AMERICAN (6. Oktober 1877) von den neuen Telefonen gelesen
und schrieb am 18. Oktober 1877 an den ihm bekanten Elektriker der Wester Union Telegraphen Company, mit der Bitte um nähere Informationen und die Übersendung eines Satzes dieser neuen Geräte.
Noch bevor er eine Antwort aus Amerika bekommen hatte, hielt er schon am 24. Oktober 1877 zwei Bell Telephone in seinen Händen. Diese beiden Geräte hatte ihm sein Kollege aus dem Londoner Haupttelegraphenamt bei einem Besuch in Berlin mitgebracht.
H. von Stephan ließ sich sofort nach den ersten Versuchen weitere
Telephone von der Firma Siemens & Halske anfertigen. Am 5. November 1877
wurde die erste ständige Telefonverbindung in Deutschland aufgenommen, die bereits erwähnte, vom Generalpostamts in der Leipziger Straße 15, zu dem Generaltelegraphenamt in der Französischen Straße 33b.
H. von
Stephan erlangte auch hohe Verdienste auf dem Gebiet der Sprachpflege, indem er sich um verständliche deutsche Ausdrücke im behördlichen Sprachverkehr bemühte. Mit Erlass vom 21. Juni 1875 führte er 671 Verdeutschungen im Postwesen ein.
Er hat auch für das neue erfundenen Telefon den deutsche Begriff "Fernsprecher" geprägt. 1887 ernannte ihn der Allgemeine Deutsche Sprachverein zu seinem ersten Ehrenmitglied.
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