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Montag,
8. April 2013
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Johann Christian Günther
* 8. April 1695 in Striegau
† 15. März 1723 in
Jena
Deutscher Lyriker.
Günther war Sohn eines vermögenslosen Stadtarztes im schlesischen Striegau und war von diesem für die medizinische Laufbahn bestimmt worden. Doch schon während der Schuljahre in Schweidnitz (1710-15) hatte sich Günther mit seiner geistlichen Lyrik, vor allem aber mit seinen im Auftrag der städtischen Oberschicht entstehenden Gelegenheitsdichtung schnell ein beträchtliches Ansehen erworben.
Durch diesen frühen Ruhm angefeuert, ließ sich der Medizinstudent an der Universität Wittenberg im April 1716 zum
'Poeta laureatus' krönen, verschuldete sich dabei dauerhaft und kam schließlich 1717 ins Schuldgefängnis.
Sein eigener Vater brach mit dem gescheiterten Sohn, enterbte ihn und verweigerte
ihm auch jahrelang danach noch die Versöhnung - teilweise auch mit Grund. Denn statt das Medizinstudium zu beenden und einen einträglichen bürgerlichen Beruf zu ergreifen, versuchte Günther unter Vernachlässigung seines Studiums weiterhin, zunächst in Leipzig (1717-19), dann in Dresden (1719), als Dichter angestellt zu werden - vergeblich.
Er kehrte daraufhin nach Schlesien zurück und begann hier - unterbrochen im Frühjahr 1720 durch
eine Leidenszeit im Armenhaus von Lauban, in dem er monatelang krank und völlig mittellos lag - seine jahrelange rastlose Wanderung von Gönner zu Gönner, ohne dass sich irgendwo eine bleibende Perspektive ergab. Der im Winter 1720/21 unternommene Versuch, im oberschlesischen Grenzgebiet um Kreuzburg eine bürgerliche Existenz durch seine Niederlassung als Arzt und die Verlobung mit
einer Pfarrerstochter aufzubauen, scheiterte. 1722 verließ Günther Schlesien für immer und ging nach Jena. Dort starb er, vermutlich an
Tuberkulose. Posthum berühmt wurde er, als ein Jahr nach seinem Tod die erste Sammlung
seiner Gedichte erschien.
Weitere
Infos:
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Studentenlied
Brüder, laßt uns lustig sein,
Weil der Frühling währet
Und der Jugend Sonnenschein
Unser Laub verkläret.
Grab und Bahre warten nicht;
Wer die Rosen jetzo bricht,
Dem ist der Kranz bescheret.
Unsers Lebens schnelle Flucht
Leidet keinen Zügel,
Und des Schicksals Eifersucht
Macht ihr stetig Flügel.
Zeit und Jahre fliehn davon,
Und vielleichte schnitzt man schon
An unsers Grabes Riegel.
Wo sind diese, sagt es mir,
Die vor wenig Jahren
Eben also, gleich wie wir,
Jung und fröhlich waren?
Ihre Leiber deckt der Sand,
Sie sind in ein ander Land
Aus dieser Welt gefahren.
Wer nach unsern Vätern forscht,
Mag den Kirchhof fragen;
Ihr Gebein, so längst vermorscht,
Wird ihm Antwort sagen.
Kann uns doch der Himmel bald,
Eh die Morgenglocke schallt,
In unsre Gräber tragen.
Unterdessen seid vergnügt,
Laßt den Himmel walten,
Trinkt, bis euch das Bier besiegt,
Nach Manier der Alten!
Fort! Mir wässert schon das Maul,
Und, ihr andern, seid nicht faul,
Die Mode zu erhalten.
Dieses Gläschen bring ich dir,
Daß die Liebste lebe
Und der Nachwelt bald von dir
Einen Abriss gebe.
Setzt ihr andern gleichfalls an,
Und wenn dieses ist getan,
So lebt der edlen Rebe.
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Zitate
Zedlers Universal-Lexicon, Band 11, Leipzig 1735, Spalte 1250:
Günther, (Joh. Christian) ein geschickter teutscher Poet, gebürtig von Schweinitz in Schlesien, lebte im Anfange des 18 Seculi, studirte zu Leipzig Medicinam, führte dabey ein etwas freyes Leben, und brachte seine Zeit in ziemlicher Dürfftigkeit zu, machte aber dabey sehr schöne Gedichte, von welchen ein Theil nach seinem Tode an. 1723. zu Breßlau zusammen gedruckt worden.
Goethe: Ein entschiedenes Talent, begabt mit Sinnlichkeit, Einbildungskraft, Gedächtnis, Gabe des Fassens und Vergegenwärtigens, fruchtbar im höchsten Grade, rhythmisch bequem, geistreich, witzig und dabei vielfach
unterrichtet.
Encyclopædia Britannica: One of the most important German lyric poets of the period between the Middle Ages and the early
Goethe.
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Quelle: Internet
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