Josef Thorak
ABCD
* 7. Februar 1889 in
Salzburg
†
26. Februar 1952 Schloss Hartmannsberg
Chiemgau
Deutscher Bildhauer. Thorak
war der Sohn eines aus Ostpreußen gebürtigen Töpfers und einer
Salzburger Buchbinderin. Gleich nach der Geburt zog seine Mutter mit ihm
von Wien wieder in ihre Heimatstadt Salzburg. Er wurde zur Erziehung in
ein Salzburger Kloster gegeben, früh Waise und verbrachte seine Kindheit
und frühe Jugend in Heimen. Thorak ging auf Wanderschaft und erlernte in
Bulgarien das Töpferhandwerk. Nach der Keramiklehre wurde er an der
Wiener Kunstakademie aufgenommen, an der er bis 1914 studierte; 1913
erhielt er eine Goldmedaille für seine künstlerische Arbeit. 1915 ging
er nach Berlin, um dort das Kunst-Studium fortzusetzen. Ab 1918 verdiente
Thorak als freischaffender Bildhauer seinen Unterhalt.
1917 heiratete er. Seit 1920 lebte er mit seiner Frau und den beiden Söhnen
in Bad Saarow bei Berlin. Bald konnte er sich ein eigenes Haus mit Atelier
leisten. 1926 ließ er sich scheiden. In den 1920er Jahren machte er sich
vor allem durch Plastiken in Wachs einen Namen, so dass er bereits 1928
mit dem Staatspreis der Preußischen Akademie der Künste ausgezeichnet
wurde. Nun war er so bekannt, dass ein Film über ihn gedreht wurde und
der Kunsthistoriker Wilhelm von Bode
ein Buch über ihn verfasste. Thorak heiratete 1929 eine Jüdin, sodass
dem Bildhauer, nachdem die Nationalsozialisten im Jahr 1933 die Macht
übernommen hatten, zunächst sämtliche Aufträge entzogen wurden. Im
gleichen Jahr ließ sich Thorak wieder scheiden. Eine Zeit lang lebte
seine Frau noch in seinem Haus. Die Möglichkeit, eine persönliche
Sondergenehmigung Adolf Hitlers
zu erwirken, nutzte Thorak nicht. Seine Frau und der gemeinsame Sohn
emigrierten nach England.
Thorak stieg zu einem der am meisten beschäftigten und geförderten Künstler
des NS-Reiches auf. 1937 wurde er zum Professor an der Kunstakademie München
ernannt. Es wurden schließlich Großaufträge, die Hitlers Architekt
Albert Speer
vergab. Thorak schuf Monumente für öffentliche Bauten, Autobahnen und
Pferde für die 'Neue Reichskanzlei'. Auch international machte Thorak
sich einen Namen. So schuf er Reliefs für das Kemal Atatürk-Denkmal in
Ankara. Hitler beschloss, Thorak ein repräsentatives Staatsatelier zur
Verfügung zu stellen. Deshalb beauftragte er 1938 Speer, im
oberbayrischen Baldham ein Ateliergebäude für Thorak zu errichten. Da
die Ausmaße von Thoraks Plastiken – mit bis zu 17 Metern Höhe –
gewaltig waren, musste das Atelier sehr großzügig bemessen sein. Auch
war es sehr komfortabel ausgestattet. Die Kosten betrugen rund 500.000
Reichsmark.
Zu den Porträtbüsten, die Thorak schuf, gehören Bildnisse von Friedrich
Nietzsche ,
Adolf Hitler und Benito Mussolini .
Er verewigte den Schauspieler Otto Gebühr ,
den Kunsthistoriker Julius Alwin Ritter von Schlosser
und Paracelsus .
Ein Paracelsus-Denkmal von Thorak steht heute noch in Salzburg. Ein
Beispiel für die Vielseitigkeit Thoraks ist die Figur "Die Schöne
nach dem Bade" von 1935. Die damals berühmte tschechische
Filmschauspielerin Anny Ondra ,
die in Berlin lebte, stand Thorak Modell. Sie hatte am 6. Juli 1933 die
Box-Legende Max Schmeling
geheiratet. 1943 kaufte Thorak das Schloss Prielau im Pinzgau und schenkte
Salzburg als Dank dafür die Skulpturen „Fischer von Erlach“ und
„Paracelsus“. 1944 beteiligte sich Thorak das letzte Mal an der
offiziellen Ausstellung im Haus der Deutschen Kunst in München mit sieben
Arbeiten.
Nach dem großen Ruhm als Staatskünstler lebte Thorak ab Mai 1945 völlig
zurückgezogen und weitgehend isoliert in Bayern. 1951, ein Jahr vor
seinem Tod, wollten Kunstliebhaber den Bildhauer nochmals ehren. Am 20.
Oktober wurde in München eine Ausstellung mit Werken von ihm eröffnet.
Es gab öffentliche Proteste gegen diese Ausstellung im einstigen Haus der
Deutschen Kunst. Thorak starb knapp drei Wochen nach seinem 63. Geburtstag
bei einem Asthmaanfall. ABCD Weitere
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