Der
Goldene Hut von Schifferstadt
wurde am 29. April 1835 gefunden.
Der
'Goldene Hut' wurde bei Feldarbeiten auf einem Acker bei der Stadt
Schifferstadt , Rhein-Pfalz-Kreis, gefunden. Das Artefakt aus der Bronzezeit besteht aus dünnem Goldblech und diente als äußere Verkleidung einer Kopfbedeckung mit Krempe und Kinnriemen, die vermutlich aus organischem Material bestand und das außenliegende, dünne Goldblech mechanisch stabilisierte.
Das Exemplar aus Schifferstadt ist der älteste und erste Fund aus einer Reihe von inzwischen vier bekannten, kegelförmigen Goldblechhüten aus der Bronzezeit, die im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts im süddeutschen Raum (Berliner
Goldhut , Goldblechkegel von
Ezelsdorf-Buch ) und in Frankreich (Goldblechkegel von
Avanton ) in mehr oder weniger gutem Erhaltungszustand gefunden wurden. Bis auf eine Beschädigung an der Hutkrempe ist das Schifferstädter Stück vollständig erhalten.
Anhand dreier mitgefundener Beile aus Bronze und eines Ornamentvergleichs mit anderen Fundstücken wird der Zeitpunkt seiner Herstellung auf ca. 1400 bis 1300 v. Chr. datiert.
Man geht heute davon aus, dass die Goldhüte als religiöse Insignien eines in der späten Bronzezeit in Zentraleuropa verbreiteten Sonnenkultes dienten.
Nach teilweiser Entschlüsselung der Ornamente der kegelförmigen Goldhüte vom Typus Schifferstadt schreibt man den Goldblechkegeln heute neben ihrer
kultischen Funktion weitreichende Kalendereigenschaften zu. Ob sie faktisch als Kalender genutzt wurden, ist ungeklärt.
Der Goldene Hut von Schifferstadt ist ein in Horizontalbänder gegliederter und mit
Punzierstempeln
verzierter, etwa 350 Gramm schwerer Goldhut. Er weist eine stumpfe, unverzierte Spitze auf und besitzt einen kurzen, gedrungenen Schaft mit abgesetzter Kalotte
und breiter Krempe. Der Goldhut ist insgesamt 29,6 cm hoch und hat am Fuß einen Durchmesser von etwa 18 cm. Die Krempe ist etwa 4,5 cm breit.
Das Blech des Hutes wurde bei der Herstellung im Bereich der Krempe um einen – nach der Auffindung verlorengegangenen – Kupferdraht gerändert, um für zusätzliche mechanische Stabilität zu sorgen.
Der goldene Hut ist über die ganze Länge durch horizontale Zier- und Rahmenbänder gegliedert und flächendeckend ornamentiert. Dabei wurden fünf verschiedene Musterpunzen
und eine Schrotpunze
verwendet, um die horizontalen Bänder systematisch mit sich wiederholenden, gleichartigen Stempelmustern zu verzieren.
Die optische Trennung der einzelnen Ornamentbänder wurde durch Ringrippen oder Bänder, die mit der Schrotpunze verziert wurden, realisiert. In den Ornamentbändern finden sich hauptsächlich Scheiben- und Kreismotive, die über einen kreisförmigen Innenbuckel verfügen und mit bis zu sechs Außenringen eingefasst sind.
Als Besonderheit ist das Auftreten zweier Zierbänder mit Augenmustern zu nennen, die in ähnlicher Form auch bei den Goldenen Hüten von Ezelsdorf-Buch und Berlin beobachtet werden können. Die Kegelspitze ist im Gegensatz zu den anderen gefundenen Goldblechkegeln nicht von einem Stern bekrönt, sondern völlig schmucklos.
Der Goldene Hut von Schifferstadt wurde am 29. April 1835 bei Feldarbeiten in der Gewann Reuschlache etwa einen Kilometer nördlich der Ortschaft Schifferstadt gefunden. Der Fund wurde bereits am nächsten Tag an die Regierungsbehörden in Speyer, das damals zum Königreich Bayern gehörte, übergeben.
Manche Umstände weisen auf eine kultische Deponierung hin: Der Hut wurde aufrecht stehend in etwa 60 cm Tiefe vergraben. Die Hutspitze ragte bis dicht unter die Erdoberfläche; der Hut selbst stand bei der Auffindung auf einer Platte aus schwach gebranntem Ton. Der Goldblechkegel selbst war innen mit Erde oder einem Erde-Asche-Gemisch verfüllt, welches nicht erhalten ist.
Das Artefakt wurde als Treibarbeit aus einer Goldlegierung mit 86,37 % Au, 13 % Ag, 0,56 % Cu und 0,07 % Sn in einem Stück hergestellt und weist im Bereich von Schaft und Kalotte eine mittlere Wandstärke von 0,20 mm bis 0,25 mm auf. Die Krempe ist wesentlich dünner ausgetrieben und weist eine mittlere Wandstärke von nur 0,08 bis 0,13 mm auf. Es wird daher davon ausgegangen, dass die Krempe noch in antiker Zeit nachbearbeitet worden ist.
Das Goldgewicht des Goldhutes entspricht einem Goldwürfel von etwa 2,5 cm Kantenlänge als Ausgangsmaterial. Dieser Goldrohling wurde während des Bearbeitungsprozesses auf etwa Schreibmaschinenpapierdicke ausgeschmiedet.
Das Werkstück musste während des Herstellungsprozesses wiederholt bei mindestens 750 °C weichgeglüht werden.
Der Goldene Hut von Schifferstadt befindet sich im Historischen Museum der Pfalz in Speyer
.
Die Deutsche Bundespost gab 1977 unter dem Titel "Archäologisches Kulturgut" drei Sondermarken heraus. Auf der 30 Pfennig - Marke war der Goldene Hut von Schifferstadt abgebildet.
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