Walter Kempowski
ABCD
* 29. April 1929 in Rostock
† 5. Oktober 2007 in Rotenburg (Wümme)
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Deutscher
Schriftsteller.
ABCD
Kempowski wurde als Sohn
eines Reeders und
einer aus Hamburg stammenden Kaufmannstochter geboren. Sein Vater fiel am 26. April 1945. Nach dem Krieg schlug Walter Kempowski sich als Laufbursche und Bürogehilfe durch, begann in einer Druckerei in Rostock eine kaufmännische Lehre und verdiente sein Geld ab Dezember 1947 in einem Lebensmittellager der
'US Army' in Wiesbaden. Während dieser Zeit arbeitete er für den US-Nachrichtendienst Counter Intelligence Corps .
Sein Bruder Robert Kempowski (1923–2011), der die väterliche Reederei weiter betrieb, hatte Frachtpapiere aus dem Kontor gesammelt, um beweisen zu können, dass die sowjetischen
Besatzer größere Mengen an Demontagegütern aus Deutschland abtransportieren ließen, als mit den Westalliierten vereinbart war. Walter Kempowski sollte diese Dokumente den Amerikanern übergeben.
Während eines Besuchs bei seiner Mutter in Rostock (in der sowjetischen Besatzungszone)
wurde Kempowski im März 1948 festgenommen und am 20. August zusammen mit seinem Bruder Robert wegen Spionage zu fünfundzwanzig Jahren Arbeitslager verurteilt. Weil ihre Mutter sie nicht angezeigt hatte, verbüßte sie sechs Jahre Zwangsarbeit im Frauengefängnis
Hoheneck .
Die Brüder Kempowski mussten ihre Haft in der sowjetischen Strafhaftanstalt im früheren Zuchthaus Bautzen absitzen, in der auch das Speziallager Nr. 4 untergebracht war. Dort wurde
Walter Kempowski 1953 in mehrwöchige Einzelhaft wegen des Vorwurfs der Gründung einer christlichen Untergrundbewegung eingesperrt. 1954 wurde
er Leiter des Gefängnischores.
Im März 1956 wurde Kempowski nach acht Jahren vorzeitig aus der Haft entlassen. Er ging zunächst nach Hamburg zu seiner Mutter, die bereits 1954 entlassen worden war. Dort begann er mit regelmäßigen Tagebuchaufzeichnungen. 1957 legte er in Göttingen das Abitur ab und nahm dort das Studium der Pädagogik auf.
In Göttingen heiratete er eine ostfriesische Pfarrerstochter, die ebenfalls Lehrerin wurde.
Nach
Abschluss des Studiums wurde
Kempowski Volksschullehrer und ließ sich 1965 in Nartum
bei Bremen nieder, wo er bis zuletzt lebte und regelmäßig Literaturseminare veranstaltete.
1961 wurde ein Sohn und 1962 eine Tochter geboren.
Auslöser für sein Schreiben war die Erfahrung der Haft in Bautzen, während der er, teils mit seinem
ebenfalls inhaftierten Bruder, den Schatz an Eindrücken, Erinnerungen memorierte. Sein Haftbericht
'Im Block' erschien 1969. Bekannt machten ihn seine beiden Romane 'Tadellöser &
Wolff' (1971) und 'Uns geht’s ja noch gold' (1972). Die Bücher wurden verfilmt. Lange
wurde ihm die Anerkennung als Schriftsteller verweigert, weil in den
linken Zirkeln der BDR die DDR gern als das 'bessere Deutschland'
stilisiert wurde. Die Romane 'Tadellöser & Wolff' und 'Uns geht’s ja noch
gold' waren der Auftakt zu Kempowskis 'Deutscher Chronik', die insgesamt neun Bände zählt, darunter
'Ein Kapitel für sich' (1975) und 'Aus großer Zeit' (1978).
Seit 1980 sammelte Kempowski systematisch eine Menge von Tagebüchern, Briefen und Fotos unterschiedlichster Menschen aus verschiedenen Schichten und Zeiten. Sein
'Archiv für unpublizierte Autobiographien' mit zuletzt etwa 3,5 Millionen Blatt stellte die Materialbasis für sein zehnbändiges Werk
'Echolot' (seit 1993) dar. Darin kamen Dokumente und Stimmen aus den Jahren 1941 bis 1945
zum Ausdruck. Ohne Kommentierung arrangierte Kempowski den Zweiten Weltkrieg in chronologischer Folge und in Zeitschnitten, die jedem Tag
den Raum von Dutzenden Seiten geben.
Kempowski starb im Alter von 78 Jahren in einem Krankenhaus im niedersächsischen Rotenburg.
Sein Archiv war schon 2005 an die Berliner Akademie der Künste gegangen.
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