Regen -
Neulich, selbst ich war schon fast in einer besinnlichen Stimmung, schlenderte ich über einen Weihnachtsmarkt und traute meinen Ohren kaum, als ich neben weihnachtlichen Klängen auch ein Gespräch zwischen zwei etwa 30- bis 40-Jährigen mit anhören musste. Dabei ging es um die große Anzahl von Asylbewerbern, die sich ins Land schleichen, uns auf der Tasche liegen, uns berauben und was weiß ich noch. Einer meinte, da musste ich dann schon sehr an mich halten: „Unter Hitler hätte es das nicht gegeben.“ „Welch ein Idiot“, dachte ich bei mir, „lernt ihr denn nie aus der Geschichte? Generiert ihr eure ’Meinung‘ hirnlos aus diversen Hassseiten im Netz oder glaubt mit solchen Parolen die eigenen Defizite zu überspielen?“
Gottlob nicht überall, aber immer öfter, schlagen die Vorurteile gerade gegen Muslime in markige, braune und letztlich dumme Sprüche um. Selbst Hooligans und rechte Parteien haben sich dieses Themas längst angenommen und gehen medienwirksam und schlagkräftig gegen die Salafisten vor. Im Grunde ein Treppenwitz der Geschichte, schließlich einte beide Gruppen einst der gemeinsame Hass auf die Juden und die SS hatte muslimische Divisionen.
Die Flut der Flüchtlinge gerade aus dem Nahen Osten – Syrien, Irak – reißt in diesen Tagen und Wochen einfach nicht ab. Viele von ihnen sind schlichtweg auf der Flucht vor den brutalen Schergen der IS. Sie treiben ganze Völker vor sich her und schlachten auf bestialische Art und Weise sowohl Einheimische als auch ausländische Geiseln. So gesehen sehe ich leider immer größere Parallelen zur SS, die ähnlich grausam gegen Andersdenkende vorging. IS und SS – beide ideologisch verblendet und ein Sammelbecken für gewaltbereite Unmenschen. Damals versprach Himmler seinen Schlächtertruppen den Einzug in Walhall, heute verspricht der IS seinen Mördern 72 Jungfrauen.
Doch historischen Wahrheiten haben sich rechte Spinner ja noch nie verpflichtet gefühlt – manche von ihnen leugnen ja noch immer den Holocaust. Der Hass ist wohl der Nährboden für extremistische Parteien und Gruppierungen – und was wäre da im Moment medienwirksamer als eben der Hass auf die Muslime. Sie sind nun mal anders, die Frauen tragen Kopftuch und unseren Schweinebraten und die Halbe Bier verschmähen sie obendrein. Wo sind wir denn und was soll das in unserer ach so aufgeklärten Zeit?
Ich beispielsweise kann mich gut an meine längst verstorbene Großmutter erinnern. Ich kannte sie, wenn ich ehrlich bin, nur mit Kopftuch, doch das störte niemand. In meiner Kindheit trugen fast alle alten Frauen Kopftuch. Zudem war sie selbst ein Flüchtling nach dem Krieg und fand, aus dem Böhmerwald vertrieben, nachdem Hitler ihre Heimat einverleibt hatte und die Welt an den Abgrund geführt hatte, ein neues Zuhause in Bayern.
Bitte, liebe Hitler-Freunde, bleibt wenigstens zu Weihnachten zu Hause, hört euren stumpfsinnigen Rechtsrock und lasst uns, die wir zu denken imstande sind, das Fest der Flüchtlinge Maria und Josef feiern.
Rainer Auer, 94209 Regen
ABCD
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