Hans
Hotter
* 19. Januar 1909 in Offenbach
am Main
† 6.
Dezember 2003 in München
Deutscher Bassbariton.
Als Sohn eines Lehrers geboren, wuchs Hotter in München auf, wo sein
Vater an einer Kunstgewerbeschule unterrichtete. Bevor der Sohn zu einem
der bekanntesten Wagner-Sänger avancierte, hatte er in München parallel
an der Universität Philosophie und Musikwissenschaften und an der
"Hochschule für Musik" Orgel und Gesang studiert, ohne jedoch
ernsthafte Pläne zu haben, Heldenbariton zu werden.
ABCD Der
erste öffentliche Auftritt Hotters als Sänger wurde 1929 in München auf
Anhieb ein großer Erfolg, und so wandte er sich ganz der Bühne zu. Ein
Jahr später sang er mit dem "Messias" von Händel ein erstes
Oratorium und gab sein Debüt am Stadttheater im schlesischen Troppau ,
wo er anfangs als Sprecher in der "Zauberflöte" auftrat. Über
Breslau, wo er die großen italienischen Partien sang, kam Hotter dann an
das "Deutsche Theater" in Prag, blieb dort zwei Jahre lang und
lernte während dieser Zeit den berühmten russischen Bassbariton Fjodor
Iwanowitsch Schaljapin
kennen, der sein künstlerisches Vorbild wurde und der auch seine spätere
Darstellung des "Boris Godunow" maßgeblich beeinflusste.
Nach seiner Prager Zeit ging Hotter bis 1937 nach Hamburg an die
Staatsoper, wo er unter anderem in Händels "Julius Cäsar"
brillierte und zum Kammersänger ernannt wurde. Eine weitere Station
seiner Karriere als Sänger wurde dann in München die "Bayerischen
Staatsoper", wo Hotter in fast allen großen Heldenrollen seines
Fachs glänzte und als Endzwanziger bereits das Fundament für seine
einzigartigen Wagner-Interpretationen legte; dort arbeitete Hotter mit so
renommierten Dirigenten wie Clemens Krauss
und Hans Knappertsbusch
zusammen. In München hatte er auch zwei Uraufführungen von
Richard-Strauss
maßgeblich mitgetragen: Am 24. Juli 1938 als Kommandant in
"Friedenstag" und am 28. Oktober 1942 als Dichter Olivier in
"Capriccio".
Gleichzeitig gab der Sänger mit der imponierenden Gestalt – er war über
1,90 m groß – Gastspiele an der Wiener Oper, der er bis 1970 als
Mitglied verbunden blieb, und konzentrierte sich während des 2.
Weltkrieges vermehrt auf Liederabende. So sang er beispielsweise 1941 in
Hamburg zum ersten Mal Franz Schuberts
Liederzyklus "Winterreise", mit der er in späteren Jahren
weltweit das Publikum begeisterte.
Nach Kriegsende schloss Hotter 1946 einen Vertrag mit der britischen
Schallplattenfirma "Columbia", sang 1947 erstmals am Londoner
"Covent Garden", trat in Salzburg, Mailand und New York auf und
hatte damit den Durchbruch als international anerkannter Bassbariton
geschafft. In London wurde er beispielsweise in Mozarts "Die Hochzeit
des Figaro" sowie in "Don Giovanni"
gefeiert, aber auch als Hans Sachs in Wagners "Die Meistersinger von
Nürnberg"
.
ABCD
Zwischen
1952 und 1966 wirkte Hotter regelmäßig bei den Bayreuther Festspielen
mit. Insbesondere als Holländer und Wotan, aber auch als Gurnemanz
(Parsifal) und Hans Sachs erreichten seine Interpretationen
Vorbildcharakter. Daneben stieg er zu den bedeutendsten Liedersängern
seiner Generation auf. Eine Jahrhundertaufnahme ist seine Einspielung des
Liederzyklus 'Die Winterreise' von Franz Schubert mit Gerald Moore
als Klavierbegleiter aus dem Jahr 1955. Auch dieses sehr anspruchsvolle
Werk bot er bis in die 1990er Jahre in Liederabenden auf der Bühne dar.
1974 beendete Hotter zwar offiziell seine Gesangslaufbahn, trat jedoch
vereinzelt immer noch einmal auf der Bühne in Erscheinung. Er arbeitete
nach dem Ende seiner Solistenkarriere als international gefragter Gesangspädagoge.
1977 wurde er von der Wiener Musikakademie zum Professor ernannt. 1996
erschien seine Autobiografie 'Der Mai war mir gewogen' im Kindler Verlag.
1998 erhielt er den Ehrenring der Stadt Wien.
Hotter
starb 2003 in München wenige Wochen vor seinem 95. Geburtstag.
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