Freitag, 2. Januar 2015

Potsdam - Mit seinem neuen Sorbengesetz will Brandenburg die Sprache und Kultur der nationalen Minderheit stärker fördern als bisher. Vor der im Juni in Kraft getretenen Novellierung hatte es jedoch reichlich Unmut gegeben. Knackpunkt sind dabei die sorbischen Siedlungsgebiete: Mit dem Gesetz können Gemeinden beantragen, angestammtes Gebiet zu werden. Es kann der Antrag aber auch gegen ihren Willen gestellt werden.

Der Städte- und Gemeindebund sprach deshalb von Fremdbestimmung. Bilanz zum Jahresende: Es gingen keine Anträge beim Kulturministerium ein, wie der Sorbenbeauftragte im Potsdamer Landtag, Martin Gorholt, sagte. Er rechnet aber damit, dass sich das 2015 ändert. Das sehen auch Mitglieder des Sorbenrates so, der die Anträge stellen kann. Das Gremium hat im Landtag eine beratende Funktion und vertritt die Interessen der nationalen Minderheit. Ziel ist, im Einvernehmen einen Antrag auf die Erweiterung des sorbischen Siedlungsgebietes zu stellen. 

Die Zahl der Sorben in Brandenburg wird auf 20 000, in Sachsen auf 40 000 geschätzt. Die Sorben nennen sich auch Wenden. Im brandenburgischen Gesetz sind 28 Orte aufgeführt, die das angestammte Siedlungsgebiet der Sorben bilden. Dazu zählt Brandenburgs zweitgrößte Stadt Cottbus und viele Gemeinden, vor allem im Landkreis Spree-Neiße.

Der Sorbenrat schätzt, dass es ungefähr doppelt so viele Orte gibt, in denen die sorbische Sprache oder Kultur gelebt wird oder nachweisbar ist. «Wir suchen zu 30 Gemeinden Kontakt», kündigte Sorbenratsmitglied Meto Nowak an. In den Siedlungsgebieten gelten besondere Regeln: Die Orts- und Straßenschilder sind zweisprachig; in Ämtern und Behörden gibt es Unterlagen auf Deutsch und Sorbisch und vielerorts wird in Schulen Sorbisch-Unterricht angeboten.

Im neuen Jahr können die Sorben den Sorbenrat per Briefwahl bestimmen - für den gerade gegründeten Wahlausschuss eine enorme Aufgabe. Es müssen Büroräume angemietet, Wahlunterlagen vorbereitet und die Wahl organisiert werden, was Neuland für das Gremium ist. Immer wieder wurde der angepeilte Wahltermin verschoben. Zunächst war Januar, dann April 2015 im Gespräch. Jetzt ist Zielpunkt der Sommer. Für Gorholt ist die Sorbenratswahl das wichtigste Projekt 2015.
ABCD

Register:  
Email:   Quelle: Internet

Weitere Infos:  

nach oben