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Donnerstag, 10. Oktober 2013

Christian Friedrich Daniel Schubart

* 24. März 1739 in Obersontheim bei Schwäbisch Hall 
† 10. Oktober 1791 in Stuttgart

Deutscher Dichter, Organist, Komponist und Journalist.

 

Schubart, bekannt als überschwänglicher Literat, Journalist und Komponist, verlebte seine Jugendjahre in der Reichsstadt Aalen . Der Feuerkopf Schubart verstieß in Lebensweise und Freiheitsdurst gegen die Konventionen seiner Zeit. Sein Lebenswerk war die Herausgabe der Deutschen Chronik , einer zweimal wöchentlich erscheinenden Zeitung voller literarischer, kultureller und tagespolitischer Berichte aus aller Welt. Trotz Zensur gelang es der Deutschen Chronik, recht offen zu den politischen Entwicklungen Stellung zu nehmen. Weil er den Verkauf von württembergischen Landeskindern für Englands Kolonialkriege anprangerte und Württembergs Herzog Carl Eugens Mätresse Franziska von Hohenheim als 'Lichtputze, die glimmt und stinkt' verspottete, lockte man ihn mit Hilfe eines Spitzels nach Blaubeuren, um ihn auf württembergischem Territorium verhaften zu können. Als man ihn im Februar 1777 auf die Bergfestung Asperg brachte und in den Kerker warf, waren auch der Herzog und Franziska zugegen. Ohne offizielle Anklageschrift oder Verurteilung wurde Schubart für zehn Jahre auf dem Hohenasperg eingekerkert. 

 

Nach seiner Entlassung lebte er noch vier Jahre lang als Hof- und Theatraldichter in Stuttgart und gab erneut die „Chronik“ heraus. Gesundheitlich geschwächt durch seine lange Haftzeit, seelisch in Mitleidenschaft gezogen, unter Melancholie und Depressionen leidend, allesamt Folgen seiner Haft, - aber dennoch als ungebeugter bürgerlicher Rebell - starb Schubart an "Schleimfieber" im Alter von nur 52 Jahren. Begraben wurde er auf dem Hoppenlau-Friedhof in Stuttgart. 

Schubart war ein Volksdichter, Musiker, rebellischer Untertan, Stürmer und Dränger, mutiger Journalist, Herausgeber der Deutschen Chronik, prominentestes Opfer politischer Willkür und bekanntester Gefangener des Hohenasperg. Schubart stellt sich widersprüchlich dar. Einerseits verschenkte er einmal sein letztes Geld einem preußischen Soldaten, andererseits schrieb er leidenschaftlich Gedichte und Lieder gegen Krieg und Söldnerdienst; einerseits schrieb er manchem Fürsten Lobgedichte, andererseits war er ein rebellischer Untertan, scharfer Kritiker von Despotismus, Kleinstaaterei und Fürstenwillkür; einerseits war er noch kein Republikaner, andererseits begrüßte er leidenschaftlich die Französische Revolution; einerseits gibt es Zeugnisse für Schubarts reumütige und selbstanklagende Frömmelei, andererseits war er ein antiklerikaler Vorkämpfer. 

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Umerziehung und Gehirnwäsche

Am 23. Januar 1777 wurde Schubart in Blaubeuren gekidnappt und auf den Asperg verschleppt. Überflüssig zu erwähnen, dass er nie ein ordentliches Strafverfahren erhielt. Der Herzog Carl Eugen sah die folgende zehnjährige Gefangenschaft Schubarts nicht als Bestrafung an, sondern vielmehr als eine Art Umerziehungsmaßnahme.

Anfangs erhielt der Häftling keine Bücher, nichts zu schreiben, keine Besuche. »Über Jahr und Tag liege ich im Schauergewölbe auf faulem Stroh, beträuft vom Tau der Felsen, dass mein Schlafrock an meinem Leibe verfaulte.« Seinem Bruder, dem Stadtschreiber von Aalen, berichtet Schubart: »Gefangenschaft ist Hölle, wie wahr dies ist, habe ich empfunden. Einsamkeit, gähnende Langeweile, Frost, Hunger, Höllenangst, stechende Sehnsucht nach Weib und Kind, Erniedrigung aller Art, Schlaflosigkeit in langen Schauernächten, rastloses Wälzen auf einem faulen Strohlager sind die Furien, die mich dicht an den Rand der Verzweiflung geißeln.«

Nach einiger Zeit gewährte ihm der Herzog gnädig die sogenannte Festungsfreiheit, mit der Erlaubnis, wieder zu schreiben. Die Zelle als Redaktionsstube: Schubart bereitete hier seine Gedichte zum Druck vor, darunter die durch Franz Schubert später so wundervoll vertonte Forelle
. Und er durfte alles in zwei Bänden veröffentlichen. Der Herzog profitierte davon sogar mit etlichen tausend Gulden, zwei Drittel des Gewinns, da er die Bände, die sich zu Bestsellern entwickelten, herstellen und vertreiben ließ; der Dichter bekam den Restbetrag. Schubart fand seine Existenz als produzierender Gefangener sonderbar: »Ich arbeit’ die Musikalien für den Druck aus und ordne dazwischen den zweiten Band der Gedichte. Unerhört, dass ich dies alles im Käfig tun soll.«

Natürlich herrschte strenge Zensur. Als Schubart dennoch sein Gedicht 'Die Fürstengruft' 1780 unzensiert verbreitete, verzögerte das seine Begnadigung: »Da liegen Schädel mit verloschnen Blicken, / die ehmals hoch herabgedroht / der Menschen Schrecken! Denn an ihrem Nicken / hing Leben oder Tod. // Nun ist die Hand herabgefault zum Knochen, / die oft mit kaltem Federzug / den Weisen, der am Thron zu laut gesprochen, / in harte Fesseln schlug.«

Der Gefangene durfte Besucher empfangen. Zu ihnen gehörte im November 1781 der junge Friedrich Schiller , der über das Treffen lakonisch bemerkte: »Ein gefangener Mann, ein armer Mann!« Sicher war die Begegnung für den 22-Jährigen auch eine Warnung. Bald darauf, im September 1782, floh Schiller von Stuttgart ins Ausland, ins Kurpfälzische nach Mannheim – dem Herzog hatten 'Die Räuber' missfallen. Er drohte dem Dichter: »Ich sage, bei Strafe der Kassation schreibt er keine Comödien mehr.«

Letztlich war es wohl eine Hymne Schubarts auf Friedrich den Großen, die den Herzog glauben ließ, er habe den Autor »gebessert«. So ließ er ihn am 11.Mai 1787 frei, ernannte ihn gar zum Hofdichter und Theaterdirektor, mehr eine Demütigung denn ein Zeichen der Wertschätzung. Nun musste Schubart die jährlichen Lobhudeleien zu des Herzogs Geburtstag verfassen und, schlimmer noch, selbst vortragen. Trotz alledem versuchte er wieder, als Journalist zu arbeiten. 
ABCD

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