Sonntag, 7. Dezember 2014
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04.12.2014 - 14:56

Baunatal - Einem 21-Jährigen aus Baunatal droht der Rauswurf beim Landkreis Kassel, wo er eine Ausbildung macht. Er hat sich auf Facebook als Anhänger der NPD geoutet.

Er nahm an der Hooligan-Demonstration gegen Salafisten in Hannover teil, outet sich im sozialen Netzwerk Facebook als Anhänger der rechtsextremen NPD und hetzt immer wieder gegen Flüchtlinge: Einem 21-jährigen Neonazi aus Baunatal droht, deswegen nun seinen Ausbildungsplatz bei der Arbeitsförderungsgesellschaft (Agil) des Landkreises Kassel zu verlieren. Das bestätige Verwaltungssprecher Harald Kühlborn am Donnerstag auf HNA-Anfrage.

Die rechtsextremen Umtriebe des jungen Mannes, der bei Agil zum Mechatroniker ausgebildet wird, flogen auf, als er für den vergangenen Montag seine Teilnahme an der Demonstration von Kagida („Kasseler gegen die Islamisierung des Abendlandes“) in Kassel öffentlich machte. Seitens des Landkreises wurde der 21-Jährige daraufhin zur Rede gestellt. „Man kann nicht behaupten, dass er sich sonderlich einsichtig gezeigt hat“, sagte Kreissprecher Kühlborn im HNA-Gespräch.

Auf die rechtsextreme Gesinnung des Baunatalers habe an der Arbeit nichts hingedeutet. Während der Ausbildung soll sich der als still geltende Lehrling nie politisch geäußert haben. In seinem Führungszeugnis gibt es laut Kühlborn keine Einträge. Wohl auch deshalb will man dem jungen Mann trotz seiner fehlenden Einsicht nun offenbar noch eine Chance geben. Die Landkreisverwaltung hat ihm angeboten, an einem Seminar des Jugendbildungswerks teilzunehmen. Das Ziel: Er soll dem rechtsextremen Gedankengut abschwören.

Sollte dies nicht gelingen, müsse man über einen Auflösungsvertrag nachdenken, sagte Kühlborn. Einfach bei Agil rausschmeißen, so das Ergebnis einer verwaltungsinternen Rechtsprüfung, könne man den 21-jährigen nicht. Sein Verhalten sei „nicht justitiabel“. Laut Kühlborn hält sich der Baunataler zurzeit weiterhin an seinem Ausbildungsplatz auf.

Von Peter Ketteritzsch

Kommentar zur Ausbildung eines Neonazis: Vertrag auflösen! 
05.12.2014 - 06:40

Baunatal. Ein 21-Jähriger NPD-Anhänger macht eine Ausbildung beim Landkreis Kassel. Das muss schnell ein Ende haben, meint HNA-Redakteur Peter Ketteritzsch.

Kann man einem jungen Mann eine Ausbildung angedeihen lassen, der den Freitod eines Flüchtlings im Internet mit dem Wort „endlich“ kommentiert? Beim Landkreis Kassel steckt man in einem Dilemma: Einerseits beweisen die Facebook-Aktivitäten des 21-Jährigen eine widerwärtige Gesinnung, andererseits hat der Baunataler juristisch gesehen offenbar eine weiße Weste.

Deshalb kann man ihn bei Agil auch nicht einfach rausschmeißen, wie es angebracht wäre. Es sei denn, man will riskieren, dass der Neonazi, gestützt auf das Arbeitsrecht, im Triumphzug an seinen Ausbildungsplatz zurückkehrt.

Also versucht man es mit Überzeugungsarbeit. Ob allerdings ein Seminar einen überzeugten Rechtsextremisten zum Demokraten macht, darf bezweifelt werden. Beim Landkreis sollte man daher nach dem Leitsatz vorgehen: Kein Platz und damit auch kein Ausbildungsplatz für Neonazis. Also: Vertrag sofort auflösen und damit ein Zeichen setzen. Es gibt bestimmt Jugendliche, die sich der Ausbildung würdiger erweisen.
ABCD

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