Sonntag, 7. Dezember 2014

Wird aus dem Schokoladenweihnachtsmann ein Osterhase?
 
Es gibt sie aus Zartbitter, aus weißer Schokolade, klassisch aus Vollmilchschokolade, hohl und gefüllt, mit Weihnachtsmann-Zipfelmütze oder als echte Bischöfe mit Mitra und Stab. In Reih und Glied steht jedes Jahr – spätestens Anfang Oktober – eine riesige Armee von Schoko-Weihnachtsmännern und -Nikoläusen in den Supermarktregalen.

Jahr für Jahr macht der Mythos die Runde, dass nichtverkaufte Schokoladenweihnachtsmann-Exemplare eingeschmolzen und anschließend in Schoko-Osterhasen verwandelt werden. Nach dem Osterfest geht es dann wieder in die umgekehrte Richtung: Aus Osterhasen werden Schokoladenweihnachtsmänner. Theoretisch hat diese „Einschmelztheorie“ durchaus ihre Berechtigung: Vor allem kleine Konditoreien praktizieren das Einschmelzen und Wiederverwerten von Schokolade, sofern sie noch frisch ist. Rein technisch betrachtet, wäre die Verwandlung vom Schokoladenweihnachtsmann in Osterhase also möglich.

Wohl aber könnte im Zuge dessen der Geschmack leiden, da ein mehrfaches Erhitzen den Fettgehalt der Schokoladenmasse verändert. Wie groß die Auswirkung auf den Geschmack letztendlich ausfällt, hängt von der Einschmelztemperatur und den verwendeten Zutaten ab. Dunkle, herbe Schokolade beispielsweise kann relativ häufig eingeschmolzen und wiederverwertet werden, ohne dass der Geschmack darunter leidet – dem niedrigen Fettgehalt sei Dank. Vollmilchschokolade eignet sich hingegen durch das viele Fett im beigemischten Milchpulver deutlich weniger. 

Im Hinblick auf die Massenproduktion von Hunderttausenden Schokoladenweihnachtsmännern und Osterhasen könnte man meinen, dass sich das Einschmelzen und Wiederverwerten auch für die großen Hersteller lohnen würde. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Der nichtverkaufte Schokoladenweihnachtsmann müsste in diesem Fall von Tausenden Händlern wieder abgeholt, ausgepackt, eingeschmolzen, neu ausgeformt und anschließend neu verpackt werden – ein Aufwand, der sich überhaupt nicht rechnet, zumal die Neuausformung teilweise per Hand erfolgen müsste. Davon unabhängig würde die Wiederverwendung alter Ware eine Kontraindikation zu den strengen Hygienevorschriften der Schokoladenfabriken darstellen.

Fazit: Obwohl jährlich etwa 150 Millionen Schoko-Weihnachtsmänner die Produktionshallen verlassen, bleibt die Verwandlung in den Osterhasen ein Mythos. Im Schoko-Nikolaus ist null Prozent Schoko-Osterhase und im Schoko-Osterhasen ist null Prozent Schoko-Nikolaus. Osterhasen oder Weihnachtsmänner, die in den Supermärkten die Feiertage überleben, gehen nach Saisonende ins Sonderpreis-Regal, um dort günstig abverkauft zu werden. Wenn sie dort keinen Abnehmer finden, werden sie an Kindergärten oder gemeinnützige Einrichtungen verschenkt.
D

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