Kalte, kurze Tage und das Verlangen nach heißen Getränken sind Indizien dafür, dass es Winter wird. Doch erst die Eröffnung eines jeden Weihnachtsmarktes läutet offiziell die besinnlichste Zeit des Jahres ein und weckt Vorfreude auf Weihnachten. Wenn man allerdings nicht vorsichtig ist, kann die schöne Adventsstimmung getrübt und der
Weihnachtsmarktbummel zur bösen Überraschung werden. Dichtes Gedränge, früh einsetzende Dunkelheit, ausgelassene Stimmung und viele unaufmerksame Besucher schaffen ein Paradies für Taschendiebe. Das zeigt auch eine alarmierende Statistik des Bundeskriminalamtes aus
dem Jahr 2013: Die Anzahl der Taschendiebstähle ist um mehr als 30 % in den letzten fünf Jahren gestiegen¹.
Denn die gelöste Stimmung auf Weihnachtsmärkten führt dazu, dass viele Besucher unaufmerksamer als üblich sind. Diese Situation wird eiskalt von Taschendieben ausgenutzt, um den Weihnachtsmarktbesuchern unbemerkt Bargeld, Smartphone oder Kreditkarte zu entwenden.
Opfer von Taschendiebstahl werden vor allem Frauen.
Beispielsweise lenken Taschendiebe ihre Opfer durch das Anbieten übertriebener Hilfsbereitschaft ab oder drängen ihnen ein Gespräch auf, indem sie sich zum Beispiel als ortsunkundige Touristen ausgeben. Den Klassiker unter den Ablenkungsmanövern stellt jedoch das Anrempeln der Opfer dar. In solchen Fällen ist besondere Vorsicht geboten, denn die Diebe gehen dabei so geschickt vor, dass der Diebstahl oft erst Stunden später bemerkt wird. Rucksäcke, offene Handtaschen und Geldbörsen in den Gesäßtaschen laden Taschendiebe förmlich dazu ein, sich zu „bedienen“, denn die Betroffenen merken in den meisten Fällen nicht, dass sie gerade bestohlen wurden.
Professionelle Taschendiebe gehen besonders geschickt vor: Sie leeren zuerst die Portemonnaies der Opfer und schieben sie ihm dann wieder zurück in die Tasche, um keine Beweisstücke bei sich zu tragen. Hinzu kommt, dass Taschendiebe auf vielen deutschen Weihnachtsmärkten nicht alleine tätig sind, sondern in Teams arbeiten. Dabei ist mindestens einer für die Ablenkung zuständig und eine weitere Person für den Diebstahl. Häufig handelt es sich bei den „Komplizen“ sogar um kleine Kinder oder Jugendliche, die dazu angehalten werden, die Opfer abzulenken.
Um sich nicht dem erhöhten Taschendiebstahlrisiko auf Weihnachtsmärkten auszusetzen, sollten Sie folgende Maßnahmen ergreifen, um sich effektiv vor Diebstahl zu schützen:
1. Wertsachen dicht am Körper tragen
Tragen Sie die eigenen Wertsachen wie Geld, Ausweispapiere und Mobilfunkgeräte dicht am Körper anstatt in der Gesäßtasche, einer offenen Umhängetasche oder einem Rucksack. Dort bekommen Sie es im Gedränge oft nicht mit, wenn jemand Ihren Rucksack öffnet und Wertgegenstände entwendet. Am besten verwahren Sie Wertsachen in einem Brustbeutel, einer Gürtelinnentasche oder den Innentaschen der Kleidung. Achten Sie außerdem darauf, Hand- bzw. Umhängetaschen nach vorne zu tragen und den Reißverschluss zu schließen.
2. Bargeld nur in notwendiger Menge dabei haben
Führen Sie nie mehr Bargeld als erforderlich mit sich, sondern immer nur so viel, wie Sie für Ihren Einkauf benötigen. Bei weiterem Bedarf sollten Sie lieber noch einmal den Geldautomaten aufsuchen. Falls Sie doch eine größere Bargeldsumme bei sich tragen, achten Sie unbedingt darauf, nicht mit größeren Geldscheinen in der Öffentlichkeit zu hantieren.
3. PIN sicher verwahren
Bewahren Sie niemals die Scheck- bzw. Kreditkarte zusammen mit der PIN-Nummer auf – auch nicht getarnt als Telefonnummer oder Geburtsdatum. Taschendiebe kennen diese Tricks und kommen daher trotzdem an Ihr Geld. Gehen Sie lieber auf Nummer sicher.
4. Achtung vor ungewöhnlichen Situationen
Wenn Sie angerempelt werden oder auf außergewöhnlich hilfsbereite Menschen treffen, ist besondere Vorsicht gefragt. Oft sind dies lediglich trickreiche Ablenkungsmanöver der Diebe, um Ihre Wertsachen zu entwenden. Halten Sie in einer derartigen Situation unbedingt Ihre Umgebung sowie Ihre Tasche, Ihr Portemonnaie und Ihr Smartphone im Auge.
Das Repertoire der Taschendiebe ist äußerst umfangreich, fast täglich werden neue Tricks bekannt:
Der Rempel-Trick: Das Opfer wird im Gedränge angerempelt oder "in die Zange" genommen; beim Einsteigen stolpert der Vordermann, er bückt sich oder bleibt plötzlich stehen. Während das Opfer aufläuft und abgelenkt ist, greift ein Komplize in die Tasche.
Der Drängel-Trick: In vollen Bussen oder Bahnen rückt ein Dieb unangenehm dicht an das Opfer heran, das ihm den Rücken zuwendet und so die Tasche "griffbereit" anbietet.
Der Stadtplan-Trick: Fremde fragen das Opfer nach dem Weg und halten ihm einen Stadtplan vor oder bitten es - etwa auf Bahnhöfen - an einen ausgehängten Plan. Während sich das Opfer orientiert und abgelenkt ist, plündern andere Täter die Hand- oder Umhängetasche.
Der Geldwechsel-Trick: Fremde bitten das Opfer, eine Münze zu wechseln. Wenn das Opfer die Geldbörse zieht und das Münzfach öffnet, wird es vom Täter abgelenkt. Während dieser beispielsweise seine Münze in die Börse wirft, nimmt er Banknoten heraus.
Der Beschmutzer-Trick: Insbesondere nach einem Bankbesuch wird das Opfer "versehentlich" mit Ketchup, Eis oder einer Flüssigkeit bekleckert. Beim wortreichen Reinigungsversuch verschwindet das gerade abgehobene Geld aus der Bekleidungstasche.
Der Supermarkt-Trick: Im Supermarkt fragen Fremde das Opfer nach einer bestimmten Ware. Während es danach sucht, wird die Tasche am Einkaufswagen ausgeräumt.
Der Hochhebe-Trick: In einer Gaststätte behauptet jemand, das Gewicht des Opfers schätzen zu können. Beim Hochheben "zieht" er oder ein Komplize die Geldbörse.
Der Bettel-Trick: Kinder halten dem Opfer im Lokal ein Blatt Papier vor mit der Bitte um eine Spende. Oder sie tollen auf der Straße um das Opfer herum und betteln es an. Dabei nutzt einer die Ablenkung für den raschen Griff nach der Geldbörse oder in die Handtasche.
Der Blumen-Trick: Ein Fremder begrüßt das Opfer freundschaftlich, umarmt es oder steckt ihm eine Blume an. Während das Opfer verdutzt ist, verschwindet die Brieftasche.
Der Taschenträger-Trick: "Taschenträger" oder "-trägerinnen" spähen ältere Frauen beim Einkaufen aus und bieten ihnen scheinbar hilfsbereit an, den Einkauf nach Hause zu tragen. Dort eilen sie mit der Tasche die Treppe hinauf, während der ältere Mensch nicht so schnell hinterherkommt. Unterwegs nehmen sie die Geldbörse heraus, stellen die Tasche vor die Tür und kommen dem Opfer grüßend entgegen. Der Verlust wird erst später bemerkt.
Falls Sie trotz dieser Tipps Opfer eines Taschendiebes auf dem Weihnachtsmarkt geworden sind, müssen Sie selbst für den finanziellen Schaden aufkommen. Selbst eine Hausratversicherung zahlt in diesen Fällen lediglich, wenn nachweislich Gewalt angewendet wurde.
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