Samstag, 18. Oktober 2014

Gründung der Universität Wittenberg

am 18. Oktober 1502.
 
Auf Bestreben des Kurfürsten Friedrich III.
(genannt „der Weise“) von Sachsen  wurde die „Leucorea“ [griechisch „Weißer Berg“] genannte Universität auf dem ernestinischen Kurfürstentum Sachsen gegründet, mit den vier Fakultäten: der philosophischen, der theologischen, der juristischen und der medizinischen Fakultät.

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Um Studenten für die Universität Wittenberg zu gewinnen, ließ Friedrich der Weise Handzettel verteilen, in denen der Erlass der Studiengebühren für drei Jahre angeboten wurde. Zudem setzte er durch, dass jeder, der in Wittenberg studierte, rechtlich den Adligen gleichgestellt wurde. 
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Der Gründungsrektor Martin Pollich
widmete sich mit großem Eifer dem Aufbau der Hochschule. Die andere Stütze war der Gründungsdekan der theologischen Fakultät, Johann von Staupitz

Die neue Universität entwickelte sich zu einem Magneten für Studenten, die aus allen Teilen Europas nach Wittenberg strömten.
Der Studienbetrieb wurde 1502 mit 416 Studenten in Räumen des Augustiner- und des Franziskanerklosters aufgenommen. Ausdrücklich für den Universitätsbetrieb errichtete Konrad Pflüger 1503/04 das 'Collegium Fridericianum' (Universitätsgebäude). 

 

Pollich machte 1508 Bekanntschaft mit dem jungen Augustinermönch Martin Luther , der als Magister Artium von Staupitz für die Dozentur der aristotelischen Ethik von Erfurt nach Wittenberg berufen wurde. Als dieser nach einem Aufenthalt in Rom 1512 die Nachfolge von Staupitz antrat, war Pollich von Luthers Begabung überzeugt und sagte vier Jahre vor dessen reformatorischem Auftreten von ihm: „Der Mönch wird alle Docktors irre machen, eine neue Lehr aufbringen, und die ganze römische Kirche reformieren, denn er legt sich auf der Propheten und Apostel Schrift, und steht auf Jesu Christi Worte: Das kann keiner, weder mit Philosophie, noch Sophisterei, Skotisterei, Albertisterei, Thomisterei und dem ganzen Tartaret, umstoßen und niederfechten!"

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Weltgeschichtliche Bedeutung erlangte die Wittenberger Universität durch Martin Luther, der 1517 mit seinen 95 Thesen die Reformation einleitete. 1518 wurde der 21-jährige Philipp Melanchthon zum Professor in Wittenberg berufen. Er wurde schnell zum Freund und engsten Vertrauten Luthers. Reformation und Humanismus prägten nun das geistige Leben in Wittenberg. So ist es nicht überraschend, dass die LEUCOREA zwischen 1530 und 1620 die meistbesuchte deutsche Universität war.

Die LEUCOREA wurde 1813 von Napoleon
geschlossen, als er Wittenberg zu einer Festung ausbauen ließ. Mit dem Wiener Kongress 1815 kamen die sächsischen Gebiete um Wittenberg zu Preußen. Infolgedessen wurde die Universität von Wittenberg  dort nicht wiedereröffnet, sondern nach Halle verlegt, wo am 12. April 1817 die Vereinigte Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg gegründet wurde. Als Ersatz bekam Wittenberg das evangelische Predigerseminar, das heute in den Räumen des Augusteums seinen Sitz hat. Das Fridericianum wurde zur Kaserne umgebaut und in seiner späteren Entwicklung als Wohnraum genutzt. Wittenberg hatte damit seine wichtigste Institution verloren und entwickelte sich fortan als Garnisons- und Industriestadt weiter. Initiativen zur Wiedergründung blieben lange erfolglos. 

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Anlässlich des 450. Geburtstages des Reformators Luther am 10. November 1933 verlieh das preußische Kultusministerium in Erinnerung an die Wittenberger Wurzeln der Universität Halle-Wittenberg den Namen 'Martin-Luther-Universität Halle–Wittenberg'. Erst nach der Wende 1990 wurde in Kooperation mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg am 26. April 1994 die Stiftung Leucorea als Stiftung öffentlichen Rechts gegründet und am 31.Oktober 1995 feierlich eröffnet.

 

Weitere Infos:  

Universitätsgründungen im deutschen Sprachraum

1347 Prag 
1365 Wien 
1379 (1389) Erfurt 

1385 Heidelberg 
1388 Köln 

1402/11 Würzburg 
1409 Leipzig
 
1419 Rostock 
1454/73 Trier 

1456 Greifswald 

1455/57 Freiburg i. Br. 

1459 Basel 
1459/72 Ingolstadt
1473 Trier 
1476 Mainz 
1476/77 Tübingen 
1498/1506 Frankfurt/Oder 
1502 Wittenberg 

1527 Marburg 
1544 Königsberg
1549 Dillingen 
1558 Jena 
1576 Helmstedt 

1584 Herborn 
1607 Gießen 

1614 Paderborn 
1621 Straßburg
1621 Rinteln 

1622 Altdorf 

1630(1633) Osnabrück 
1632 Kassel 
1648 Bamberg 
1655 Duisburg

1665 Kiel

1669 Innsbruck

1694 Halle
1734 Fulda
1734 Göttingen
1742 Erlangen

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