Gründung
der Universität Wittenberg
am 18. Oktober 1502.
Auf Bestreben des Kurfürsten Friedrich III.
(genannt „der Weise“) von Sachsen
wurde
die „Leucorea“ [griechisch „Weißer Berg“] genannte Universität auf dem ernestinischen Kurfürstentum Sachsen
gegründet, mit den vier Fakultäten: der philosophischen, der theologischen, der juristischen und der medizinischen Fakultät.
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Um Studenten für die Universität Wittenberg zu gewinnen, ließ Friedrich der Weise Handzettel verteilen, in denen der Erlass der Studiengebühren für drei Jahre angeboten wurde. Zudem setzte
er durch, dass jeder, der in Wittenberg studierte, rechtlich den Adligen gleichgestellt wurde.
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Der Gründungsrektor Martin Pollich
widmete sich mit großem Eifer dem Aufbau der Hochschule. Die andere Stütze war der Gründungsdekan der theologischen Fakultät, Johann von
Staupitz .
Die neue Universität entwickelte sich zu einem Magneten für Studenten, die aus allen Teilen Europas nach Wittenberg strömten.
Der Studienbetrieb wurde 1502 mit 416 Studenten in Räumen des Augustiner- und des Franziskanerklosters aufgenommen. Ausdrücklich für den Universitätsbetrieb errichtete Konrad Pflüger 1503/04 das
'Collegium Fridericianum' (Universitätsgebäude).
Pollich machte
1508 Bekanntschaft mit dem jungen Augustinermönch Martin Luther , der als Magister Artium von Staupitz für die Dozentur der aristotelischen Ethik von Erfurt nach Wittenberg berufen wurde. Als dieser nach einem Aufenthalt in Rom 1512 die Nachfolge von Staupitz antrat, war Pollich von Luthers Begabung überzeugt und sagte vier Jahre vor dessen reformatorischem Auftreten von ihm: „Der Mönch wird alle Docktors irre machen, eine neue Lehr aufbringen, und die ganze römische Kirche reformieren, denn er legt sich auf der Propheten und Apostel Schrift, und
steht auf Jesu Christi Worte: Das kann keiner, weder mit Philosophie, noch Sophisterei,
Skotisterei, Albertisterei, Thomisterei und dem ganzen Tartaret, umstoßen und
niederfechten!"
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Weltgeschichtliche Bedeutung erlangte die Wittenberger Universität durch Martin Luther, der 1517 mit seinen 95 Thesen die Reformation einleitete. 1518 wurde der 21-jährige Philipp Melanchthon
zum Professor in Wittenberg berufen. Er wurde schnell zum Freund und engsten Vertrauten Luthers. Reformation und Humanismus prägten nun das geistige Leben in Wittenberg. So ist es nicht überraschend, dass die LEUCOREA zwischen 1530 und 1620 die meistbesuchte deutsche Universität war.
Die LEUCOREA wurde 1813 von Napoleon
geschlossen, als er Wittenberg zu
einer Festung ausbauen ließ. Mit dem Wiener Kongress
1815 kamen die sächsischen Gebiete um Wittenberg zu Preußen. Infolgedessen wurde die Universität von Wittenberg
dort nicht wiedereröffnet, sondern nach Halle verlegt, wo am 12. April 1817 die Vereinigte Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg gegründet
wurde. Als Ersatz bekam Wittenberg das evangelische Predigerseminar, das heute in den Räumen des Augusteums seinen Sitz hat. Das Fridericianum wurde zur Kaserne umgebaut und in seiner späteren Entwicklung als Wohnraum genutzt. Wittenberg hatte damit seine wichtigste Institution verloren und entwickelte sich fortan als Garnisons- und Industriestadt weiter. Initiativen zur Wiedergründung blieben lange erfolglos.
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Anlässlich des 450. Geburtstages des Reformators
Luther am 10. November 1933 verlieh das preußische Kultusministerium in Erinnerung an die Wittenberger Wurzeln
der Universität Halle-Wittenberg den Namen 'Martin-Luther-Universität
Halle–Wittenberg'. Erst nach der Wende 1990 wurde in Kooperation mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg am 26. April 1994 die Stiftung Leucorea als Stiftung öffentlichen Rechts gegründet
und am 31.Oktober 1995 feierlich eröffnet.
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